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Bauingenieurwesen – Alles Wissenswerte rund um Promotion und Karriereaussichten

Laut Erhebung des Statistischen Bundesamtes für das Wintersemester 2021/2022 liegt das Fach Bauingenieurwesen auf Platz 14 der 20 beliebtesten Studiengänge an deutschen Hochschulen. Knapp 58.000 Studierende waren vergangenes Wintersemester in das Fach eingeschrieben. 1.327 Doktorand:innen arbeiteten zudem im Wintersemester 2021/2022 an ihrer Promotion im Fach Bauingenieurwesen.

Die beliebtesten Universitäten für das Fach Bauingenieurwesen sind gemäß Ranking von ZEIT Campus die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, die Universität Kassel und die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen. Darüber hinaus wird das Fach Bauingenieurwesen auch sehr breit an Hochschulen der angewandten Wissenschaften (HAW) angeboten. Laut Ranking von ZEIT Campus sind die deutschen Top-Standorte die Hochschule für Technik Stuttgart, die Technische Hochschule Mittelhessen in Gießen und die Fachhochschule Münster.

Generell ist das Studium an einer Hochschule der angewandten Wissenschaften praxisnäher und anwendungsbezogener ausgelegt als an einer Universität, wo meist ein Forschungsschwerpunkt dominiert. Dennoch arbeiten die Hochschulen der angewandten Wissenschaften gerade sehr aktiv daran ihren Ruf im Bereich der Forschung zu verbessern. Ob sich für das Studium eher eine Universität oder eher eine HAW eignet, ist eine individuelle Entscheidung gemäß der inhaltlichen Schwerpunkte, die man während des Studiums setzen möchte, und gemäß den eignen Ansprüchen an die Studienorganisation. Perspektivisch sollte man jedoch beachten, dass ein Universitätsstudium bessere Voraussetzungen für eine wissenschaftliche Karriere bieten kann und dass es bei den Gehaltsaussichten für Bauingenieur:innen einen Unterschied machen kann, wo man seinen Abschluss erlangt hat. Auf die Karriere- und Gehaltsaussichten für Bauingenieur:innen wird dieser Artikel später ausführlich eingehen.

Innovationen im Bauingenieurwesen – Haus aus dem 3D-Drucker und Bauen mit Papier

Gebaut wird immer, nur die Art, wie gebaut wird, ist im ständigen Wandel begriffen. In der Baubranche lassen sich viele Innovationen beobachten. So wird beispielsweise an additiven Fertigungsverfahren geforscht, sodass Häuser zukünftig vielleicht mit Hilfe von 3D-Druckern gefertigt werden können. Ein erstes Pilotprojekt in Deutschland gibt es hierzu im westfälischen Beckum. Das neue Fertigungsverfahren könnte den Mangel an Handwerker:innen auf den Baustellen abfangen und ermöglicht ein sehr effizientes Vorgehen während des Bauprozesses. Bis diese Verfahren serienreif sind, wird aber wohl noch einiges an Zeit ins Land gehen.

Bauingenieur:innen der RWTH Aachen untersuchen Baustoffe – Foto: Peter Winandy / RWTH Aachen

Ein weiteres Forschungsfeld des Bauingenieurwesens sind nachhaltige Baustoffe. Beispielsweise die Herstellung von Zement verursacht große Kohlendioxid-Emissionen, die es gemäß der aktuellen Debatte zum Umwelt- und Klimaschutz eigentlich einzusparen gilt. Allerdings ist Zement elementarer Bestandteil von Beton, welcher wiederrum aktuell ein elementarer Werkstoff in der Baubranche ist. Nihat Kiziltoprak promoviert zum Oberthema nachhaltige, innovative Baustoffe, genauer gesagt zum Thema „Bauen mit Papier“. Im Interview mit hochschul-job.de berichtet er von seinen Erfahrungen mit der Promotion im Bauingenieurwesen und erklärt, wo bereits erste Bauwerke aus Papier realisiert wurden.

Generell eignen sich diese genannten Innovationsfelder der Baubranche thematisch gut für eine etwaigere Promotion und legen gleichzeitig einen guten Grundstein für eine Karriere in innovativen Unternehmenszweigen.

Promotion Bauingenieurwesen – Für wen lohnt sich das?

Für eine Karriere in der Wissenschaft ist die Promotion natürlich auch im Bauingenieurwesen Voraussetzung. Allerdings bleibt nur ein kleiner Teil der Absolvent:innen langfristig in der Wissenschaft.

Soll die Karriere eher in die Praxis führen, sollte man die Promotion differenziert betrachten. Hat man den persönlichen Anspruch leitende Tätigkeiten in einem Unternehmen auszuführen, kann die Promotion hilfreich sein, da der Doktortitel einerseits hohe fachliche Expertise attestiert und andererseits davon ausgegangen wird, dass Menschen, die erfolgreich eine Promotion absolviert haben, über soft skills, wie Disziplin, Eigenständigkeit und Kompetenzen in der Mitarbeiter:innenführung verfügen. Demensprechend sind die Gehaltsaussichten für Bauingenieur:innen mit Doktortitel langfristig besser als für Bachelor- oder Masterabsolvent:innen, weil sie häufiger Anstellung in den Chefetagen von Unternehmen finden. Auch für eine Selbstständigkeit kann der Doktortitel hilfreich sein, da er an dieser Stelle ebenfalls als Qualitätsmerkmal bei der Kund:innenakquise gewertet werden kann.

Ist bereits klar, dass eine leitende Tätigkeit für die eigene Karriere eher nicht in Frage kommt, muss man hinterfragen, ob es sich lohnt die Zeit für die Promotion zu setzen oder, ob es dann sinnvoller ist, direkt in den Beruf einzusteigen und schnellstmöglich praktische Erfahrungen zu sammeln.

Lena Pauli ist Bauingenieurin und hat sich zur Promotion an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz entschieden. Sie forscht zum Einsatz der Blockchain-Technologie in Infrastrukturprojekten. Im Interview mit hochschul-job.de verrät sie, welche Besonderheiten die Promotion an einer Hochschule der angewandten Wissenschaften birgt, wie sie ihre Promotion finanziert und wie sie ihre Rolle als Frau in der Branche sieht.

Jobaussichten und Gehalt – Wo arbeiten Bauingenieur:innen und was verdienen sie?

Die Beschäftigungsaussichten für Bauingenieur:innen sind gut. So konstatiert der Verein Deutscher Ingenieur e.V. (VDI) im Ingenieurmonitor für das zweite Quartal 2022 eine steigende Nachfrage nach Bauingenieur:innen. Es handelt sich um ein vergleichsweise sicheres Berufsfeld. Zwar ist die Baubranche in ihrer finanziellen Ausstattung konjunkturabhängig, aber irgendwo wird immer gebaut und gerade öffentliche Stelle sind krisensichere Arbeitgeber.

Bauingenieur:innen arbeiten in der freien Wirtschaft zum Beispiel in Ingenieurbüros, als Statiker:innen oder im Baugewerbe als Bauleiter:innen. Auch in anderen Branchen, wie der Verkehrsplanung, dem Tiefbau, der Wasser- oder der Abfallwirtschaft sind Bauingenieur:innen, die sich während der Ausbildung auf entsprechende Vertiefungen spezialisiert haben, gefragt.

Im Vergleich mit anderen Ingenieursberufen, wie zum Beispiel dem Maschinenbau, verdienen Bauingenieur:innen am wenigsten. Laut Gehaltreport von ingenieur.de, basierend auf Befragungen unter Ingenieur:innen, variiert das Gehalt von Bauingenieur:innen, die in der freien Wirtschaft beschäftigt sind, je nach Position im Unternehmen, Standort und Ausbildung. Eine gewichtige Determinante für das Gehalt von Bauingenieur:innen ist zudem die Berufserfahrung. Dies muss bei der Entscheidungen über den angestrebten, akademischen Abschluss bedacht werden: Zwar erzielen Masterabsolvent:innen oder auch promovierte Bauingenieur:innen ein höheres Einstiegsgehalt, aber Bachelorabsolvent:innen erlangen schneller Berufserfahrung und können ihr Gehalt dadurch erhöhen. Allein für das Einstiegsgehalt sollte man die jeweils höheren Qualifikationsstufen also nicht anstreben, sondern vor allem fachliche Spezialisierungen und eine bessere Eignung für etwaigere leitende Tätigkeiten im Blick behalten.

Berufseinsteiger:innen im Bauingenieuwesen können laut Gehaltreport von ingenieur.de in der freien Wirtschaft mit einem Bruttojahresgehalt zwischen 43.777 und 51.840 EUR rechnen, wobei sich ein Masterabschluss, wie erwähnt, positiv auf das Einstiegsgehalt auswirkt. Projektmanager:innen verdienen jährlich knapp 63.000 EUR brutto. In leitenden Positionen sind höhere Gehälter bis zu 85.500 EUR brutto pro Jahr möglich, wobei das Bruttodurchschnittsgehalt in dieser Position laut Gehaltreport von ingenieur.de bei 73.000 EUR im Jahr liegt.

Auch der öffentliche Dienst ist ein potentieller Arbeitgeber für Bauingenieur:innen. Der Verdienst ergibt sich dann aus der Einstufung in die jeweiligen Tarifverträge von Bund und Ländern. Hierbei verdienen Bauingenieur:innen mit einem Universitätsabschluss mehr als Ingenieur:innen mit einem Fachhochschulabschluss und auch Masterabsolvent:innen bekommen ein höheres Gehalt ausgezahlt als Bachelorabsolvent:innen. Das genaue Gehalt variiert je nach Arbeitgeber, da dann unterschiedliche Tarifverträge Anwendung finden, nach Beamtenstatus und nach der Erfahrungsstufe. Zusätzlich zum Grundgehalt erhalten Angestellte im öffentlichen Dienst beispielsweise Kinder- und Familienzuschüsse.

von Carolin Heilig

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