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Biochemie – ein Überblick über Studium, Promotion und Karriereaussichten

Wörtlich übersetzt aus dem Griechischen bedeutet Biochemie „Chemie des Lebens“. Die Disziplin erforscht die chemischen Vorgänge in Lebewesen. Dementsprechend stellt die Biochemie eine Schnittstelle zwischen der Biologie, der Chemie, der Physik und der Medizin dar. Das Fach ist geprägt durch einen Schwerpunkt auf der Forschung, der sich durch Studium und die anschließende Karriere zieht.

Der vorliegende Artikel gibt Aufschluss über den Weg durchs Studium und die Karriereoptionen danach. So viel vorweg: Wer eine Berufslaufbahn in der Biochemie anstrebt, sollte vor der Forschung nicht zurückschrecken.

Zwei Biochemiker im Labor der LMU – Foto: Jan Greune / LMU

Biochemie Studium – es geht auch ohne NC

Für das Studium der Biochemie gibt es an vielen Studienstandorten einen Numerus Clausus, der die Immatrikulation für den Studiengang begrenzt. Dieser liegt zum Beispiel an der Universität Leipzig bei 1,7 oder bei 1,5 an der Freien Universität Berlin. Wer allerdings räumlich ungebunden ist, kann den NC bewusst umgehen und sich an einer der wenigen Institutionen immatrikulieren, die das Studium der Biochemie zulassungsfrei anbieten, so zum Beispiel an der Universität Bayreuth.

Wieder andere Universitäten, wie die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), haben zwar keinen NC für das Studium der Biochemie, führen aber eine sogenannte „Eignungsfeststellung“ durch. Das heißt konkret für das Beispiel der LMU München, dass aus der Note des Abiturs (geht zu 50% in die Berechnung ein) und den Fächernoten Mathematik, Biologie, Chemie und Physik (gehen zu jeweils 12,5% in die Berechnung ein) ein Durchschnittswert ermittelt wird. Ist dieser Wert besser als die Note 2,5 ist die Eignungsfeststellung direkt positiv. Anderenfalls kann die Eignung durch Berufserfahrung oder praktische Tätigkeiten vorgewiesen werden. Die unterschiedlichen Zulassungsvoraussetzungen machen es unverzichtbar sich mit ausreichendem zeitlichen Vorlauf über die jeweiligen Anforderungen für die Aufnahme eines Biochemie-Studiums an der Wunschuniversität zu informieren.

Biochemie – Ein Überblick über die beliebtesten Fakultäten in Deutschland

Laut Hochschulranking von Zeit Campus zählen die Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Universität Bielefeld, die Universität Greifswald, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, die Technische Universität München und die Ludwig-Maximilians-Universität München zu den beliebtesten Studienstandorten für die Biochemie.

Zum Wintersemester 2021/2022 waren laut Erhebung des Statistischen Bundesamtes 9.116 Studierende in ein Studium der Biochemie eingeschrieben. Im Vergleich zu den anderen naturwissenschaftlichen Studiengängen der Physik und der Chemie, ist die Biochemie dementsprechend ein eher kleines Studienfach. Entgegen einer erwartbaren Differenz zwischen den Geschlechtern, die sich im Übrigen sowohl im Physik- als auch im Chemie-Studium klar beobachten lässt, sind Studentinnen in der Biochemie über alle Abschlüsse hinweg in der Überzahl.

1.112 Nachwuchsforscher:innen strebten laut Erhebung des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Wintersemester (2021/2022) nach einer Promotion in der Biochemie. Die Universität Frankfurt am Main gibt auf der Webseite des Biochemie-Studienganges sogar an, dass 70% ihrer Absolvent:innen eine Promotion an das Studium anschließen.

Biochemikerin Diana Kalbas: „Mich hat schon immer interessiert, wie der menschliche Organismus funktioniert“

Im Bachelorstudium erlernen die Studierenden die Grundlagen in Mathematik, Biologie, Physik und Biochemie. Der Bachelorabschluss eröffnet erst einmal wenige berufliche Perspektiven, sondern dient vordergründig der Vorbereitung auf das weiterführende Master-Studium, dass dann vertiefend auf die Phänomene der Biochemie eingeht und die wissenschaftlichen Voraussetzungen für ein Promotionsstudium legt. Die Universität Leipzig bietet im Master-Studium beispielsweise folgende Spezialisierungen an: Molekulare Biochemie/Bioanalytik, Biotechnologie/Umweltbiochemie und Biomedizin. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist für Masterstudierende eine Vertiefung in Proteinbiochemie, RNA-Biochemie und Pflanzenbiochemie möglich.

Aber auch nach dem Masterstudium sind die beruflichen Perspektiven noch nicht optimal. Zwar sind Anstellungen in der Pharma- oder Chemie-Industrie sowie im Umweltschutz oder der Ökologie möglich, dennoch setzen viele Arbeitgeber:innen in der Biochemie eine Promotion voraus. Biochemikerin Diana Kalbas promoviert beispielsweise an der der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und berichtet im Interview mit hochschul-job.de von ihrer Forschung und ihrer Lieblingstätigkeit am Institut.

Biochemie – Ab in die Forschung nach dem Studium

Wer nach dem Bachelor und Master in der Biochemie weiter forschen möchte und beste Grundlagen für eine spätere Karriere legen will, dem bietet sich neben der Promotion an den Lehrstühlen der Universitäten die Möglichkeit zur Promotion am Max-Planck-Institut für Biochemie (MPIB) in Martinsried bei München an. Aktuell forschen rund 350 Wissenschaftler:innen am MPIB. Zwei Forscher des Instituts wurden in der Vergangenheit bereits mit einem Nobelpreis ausgezeichnet und so gehört dieses Max-Planck-Institut zu den größten und renommiertesten seiner Art. Doktorand:innen, die ihre Promotion an einem Max-Planck-Institut absolvieren, sind in ein Graduiertenkolleg eingebunden, das einerseits soziale Events, wie monatliche Get-togethers unter den Promovierenden, oder andererseits Vernetzungsmöglichkeiten im Rahmen von Seminaren und Vortragsreihen anbietet. Aktuell sind circa 150 Doktorand:innen am MPIB beschäftigt, die sich vornehmlich mit Themen der Grundlagenforschung beschäftigen. PhD-Stellen werden entweder in den Stellenangeboten des MPIB ausgeschrieben oder Anwärter:innen können sich direkt an die Forschungsgruppen wenden, die ihr Interesse geweckt haben.

Institut für Chemische Epigenetik (ICEM) an der LMU in München – Foto: Christoph Olesinski/LMU

Strukturierte Promotionsprogramme am Max-Planck-Institut und am Leibniz-Institut

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit zur Promotion an der International Max Planck Research School for Molecular Life Sciences (IMPRS-LS), welche wiederrum eng mit der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität München kooperiert. Die Bewerbung hierfür erfolgt über ein Online-Portal, auf dem man sich für fünf besonders interessante Projekte, die ausgeschrieben werden, bewerben kann. Zu beachten ist an dieser Stelle, dass die Bewerbung relativ früh eingereicht werden muss. Aktuell läuft beispielsweise der Bewerbungszeitraum für Doktorand:innen, die im kommenden Sommer ihre Forschung beginnen wollen. Neben einem Nachweis über ein abgeschlossenes Studium der Biologie, der Biochemie, der Biophysik oder der Neurowissenschaften, müssen zur Bewerbung auch zwei Empfehlungsschreiben vorgelegt werden. Wirft man einen Blick auf die Promovierenden der letzten Jahrgänge am MPIB fällt eine sehr internationale Zusammensetzung auf. Luca Schmidt, Doktorandin am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, und Lara Keicher, Doktorandin am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell, berichten im Interview mit hochschul-job.de von ihrem jeweiligen Arbeitsalltag am Forschungsinstitut und den Vorteilen einer Promotion am MPI.

Ein ähnliches, strukturiertes Promotionsprogramm im Bereich der Biochemie bietet auch das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie in Halle/Salle in Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg an.

Nach erfolgreicher Promotion kann im nächsten Schritt ein Post-Doc, wieder entweder an der Universität oder an einem der Forschungsinstitute, angeschlossen werden, welcher dann den Weg zu einer langfristigen akademischen Karriere und einer Professur in der Biochemie ebnet.

Biochemie – Auch eine Karriere in der Praxis ist möglich

Die Forschung ist nichts für Dich? – Kein Problem! Auch in der Industrie eröffnen sich für Biochemiker:innen zahlreiche Jobaussichten unter anderem in Pharmaunternehmen, in der Chemiebranche, im Clinical Monitoring, in der Umweltberatung oder in der Verfahrens- und Produktentwicklung. Wie üblich variiert der Verdienst in der freien Wirtschaft je nach Ausbildung, Arbeitgeber:in, Beschäftigungsort, Position im Unternehmen und Berufserfahrung. Laut Lohnspiegel der Hans-Böckler-Stiftung verdient ein Biochemiker mit Masterabschluss als Berufseinsteiger in der Privatwirtschaft für eine 38 Stunden-Woche 46.519 brutto im Jahr. Mit fünf Jahren Berufserfahrung klettert der Brutto-Jahres-Verdienst bereits auf 55.651 EUR.

Der Einstieg in eine praktische Tätigkeit im Bereich der Biochemie ist auch mit einem Master-Abschluss möglich, für leitende Tätigkeiten in der Biochemie ist eine Promotion allerdings oftmals Voraussetzung. Arbeitsstellen in privatwirtschaftlichen, industriellen Unternehmen, die eine Forschungsausrichtung aufweisen (z.B. Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, Medikamentenentwicklung etc.), fordern in der Regel ebenfalls eine Promotion als Voraussetzung für die Einstellung. So oder so macht es karrieretechnisch also Sinn in der Biochemie eine Promotion anzustreben, da dies erstens die Menge an potenziell passenden Stellenangeboten vergrößert und die Verdienstaussichten langfristig besser sind, weil man die Möglichkeit hat in leitende Tätigkeitsfelder aufzusteigen. Darüber hinaus ist das Einstiegsgehalt von promovierten Biochemiker:innen meist höher als das von Masterabsolvent:innen.

Von Carolin Heilig

Karriere Biochemie, Karriere Biologie, Karriere und Wissenschaft