Professor-Schaub-Informatik

Doktor der Informatik – Deswegen lohnt sich die Promotion in der IT

Das Studium der Informatik ist beliebt. Im Wintersemester 2021/2022 belegte das Fach (als 1. Studienfach) laut Auswertung des Statistischen Bundesamtes mit 138.392 eingeschriebenen Studierenden den zweiten Platz im Ranking der beliebtesten Studienfächer. Nur die Betriebswirtschaftslehre kann das noch toppen.

Der gender gap sticht sehr deutlich ins Auge. So sind im Wintersemester 2021/2022 112.178 männliche Studierende in ein Studium der Informatik eingeschrieben, während nur 26.214 weibliche Studierende in den Hörsälen sitzen. 4.835 Studierende streben zudem im vergangenen Wintersemester eine Promotion an.

Zu den beliebtesten Studienorten für das Fach Informatik zählen laut Hochschulranking von ZEIT Campus die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, die Technische Universität Kaiserslautern, die Universität Paderborn, die Universität Potsdam und die Technische Universität München.

Promovieren in der Informatik – „Die Promotion ist wie ein Kind“

Bei der Promotion in der Informatik werden je nach Thema, das bearbeitet wird, zwei unterschiedliche Doktortitel verliehen. Liegt das Promotionsthema eher im ingenieurwissenschaftlichen Bereich, erhält man den Titel Doktor-Ingenieur (Dr.-Ing.), liegt der Schwerpunkt der Dissertation eher in der theoretischen, wissenschaftlichen Informatik wird der Titel Doctor rerum naturalium (Dr. rer. nat.) ausgesprochen.

Prof. Dr. Torsten Schaub, Professor für Wissensverarbeitung und Informationssysteme am Institut der Informatik und Computational Science an der Universität Potsdam, betreut Doktorand:innen der Informatik und weiß dementsprechend worauf es bei einer Promotion ankommt: „Mit dem Master in der Informatik hat man erst einmal die Qualifikation. Zudem sollte man Neugier und Disziplin mitbringen und man muss in den flow kommen. Die Doktorand:innen untersuchen komplexe Probleme. Das kann man nicht von null auf 100 tun, sondern man muss sich in diese Themen reindenken und das später auch kommunizieren können. Darüber hinaus muss man offen dafür sein, dass man manche Sachen noch nicht weiß, sondern sich das Wissen erst erarbeiten muss. Ich sage immer ‚die Promotion ist wie ein Kind‘. Das muss etwas sein, was einen so sehr fasziniert, dass man keine Prokrastination mehr betreibt, sondern die ganze Zeit an seinem Thema rumtüffteln will. Bei den Doktorand:innen, die da hin kommen, die diese Faszination für ihr Thema haben, läuft es wie geschmiert. Wenn das hingegen nicht klappt, wird es schwierig.“ Das besondere an der Promotion in der Informatik sei, dass die Lehrstühle um ihre Studierenden und Doktorand:innen kämpfen müssen, weil ein hoher Industriedruck herrsche. In der Informatik entscheiden sich die Doktorand:innen bewusst für die Promotion. Es sei kein Muss, das der Ausbildungsweg zwangsläufig vorgebe und dies spiegle sich auch in der Stimmung in den Arbeitsgruppen wider, so Schaub.

Prof. Dr. Torsten Schaub, Professor für Wissensverarbeitung und Informationssysteme – Foto: Tobias Hopfgarten

Promotion in der Informatik am Max-Planck-Institut

Neben der klassischen Promotion am Lehrstuhl der Informatik an einer Universität oder in einem Drittmittelprojekt, besteht auch die Möglichkeit den Doktortitel am Max-Planck-Institut für Informatik (MPI-I) in Saarbrücken zu erlangen. Interessierte können entweder direkt in den verschiedenen Forschungsgruppen des MPI-I promovieren oder nehmen am strukturierten Promotionsprogramm der International Max Planck Research School on Trustworthy Computing (IMPRS-TRUST) teil. Dort erwartet die Doktorand:innen ein strukturiertes Promotionsprogramm bestehend aus einer Orientierungs-, einer Vorbereitungs- und einer Dissertationsphase.

In der Orientierungsphase haben angenommene Studierende die Möglichkeit ihre Kenntnisse in verschiedenen Fachbereichen der Informatik nochmal zu vertiefen oder erste Eindrücke zur Forschungstätigkeit zu sammeln. In der nachfolgenden, einjährigen Vorbereitungsphase nehmen die angehenden Doktorand:innen an Vorlesungen teil, um das Fachwissen in der Informatik weiter zu vertiefen und zu verbreitern. Zudem werden erste Einstiegs-Forschungsprojekte realisiert und es besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an Seminaren, um die eigenen Fähigkeiten im Bereich des wissenschaftlichen Schreibens oder des erfolgreichen Präsentierens auszubauen. Es folgt die eigentliche Dissertationsphase, während der die eigene Forschung vorangetrieben wird.

Die Finanzierung der Promotionsprojekte und der Lebenshaltungskosten erfolgt über die IMPRS-TRUST. Die Forschung wird entweder in Kooperation mit der Universität des Saarlandes oder der Technischen Universität Kaiserslautern umgesetzt, da die Universitäten das Promotionsrecht haben und dementsprechend berechtigt sind den Doktortitel auszusprechen. Informationen zur Bewerbung für eine Promotionsstelle bei der IMPRS-TRUST finden sich auf der Webseite.

Promotion in der Informatik – Wege der Finanzierung

Grundsätzlich gibt es viele verschiedene Möglichkeiten die Promotionszeit zu finanzieren, die natürlich auch Informatiker:innen offen stehen. Ein Überblick über die gängigsten Formen der Promotionsfinanzierung findest du hier in einem Übersichtsartikel.

Darüber hinaus gibt es einige Angebote, die sich speziell an Informatiker:innen richten; darunter das Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Das Stipendium steht Informatik-Doktorand:innen deutscher Hochschulen zur Verfügung, die im Rahmen ihrer Forschung einen Auslandsaufenthalt anstreben. Die Stipendienleistung umfasst über die Dauer von einem bis sechs Monaten einen Grundbetrag je nach Land, in dem der Auslandsaufenthalt erfolgt, eine Pauschale für Forschungs- und Kongresskosten, einen Reisekostenzuschuss sowie Kranken-, Unfall- und Privathaftpflichtversicherung. Alle Informationen zum Förderangebot selbst und den Bewerbungsmodalitäten finden sich auf der Webseite des DAAD.

Ein weiteres Stipendium, das sich direkt an Doktorand:innen der Informatik richtet, wird vom Online-Stipendiengeber e-fellows ausgeschrieben. Das IT-Stipendium wird zusammen mit einem Partner-Unternehmen (darunter Bosch und Check24) vergeben. Die Stipendiat:innen erhalten einerseits über eine Dauer von sechs Monaten einen finanziellen Zuschuss von je 100 EUR monatlich und profitieren andererseits von der Betreuung, dem Austausch und der Vernetzung mit dem jeweiligen Partnerunternehmen. Die Bewerbung erfolgt jeweils zum Winter- und Sommersemester über die Webseite von e-fellows.

Promotion finanzieren – Eine Industriepromotion birgt Vor- und Nachteile

Auch die Industriepromotion stellt eine Finanzierungsoption für Doktorand:innen der Informatik dar. Dabei wird ein Thema bearbeitet, dass für ein Unternehmen relevant ist und die Doktorand:innen sind parallel in das Unternehmen und in die Universität eingebunden. Dies bietet den Vorteil, dass bereits ein direkter Draht in die Wirtschaft besteht, der sodann für den späteren Berufseinstieg genutzt werden kann.

Allerdinge berichtet Prof. Dr. Torsten Schaub aus seiner Erfahrung als Betreuer von Herausforderungen bei dieser Form der Promotionsfinanzierung: „Ich habe drei oder vier Leute, die im Unternehmen arbeiten, aber das ist ganz ganz schwierig, weil sie nicht in diesen work flow reinkommen. Wenn sie Glück haben, können sie sich an einen Tag in der Woche um die Promotion kümmern. Im schlechtesten Fall haben sie diese Zeit aber nicht am Stück an einem Tag, sondern verteilt über die Woche. Die Promotionen dauern dann extrem lang und werden im Endeffekt häufig abgebrochen.“

Für wen lohnt sich die Promotion in der Informatik?

Laut einer Erhebung des Vergleichsportals gehalt.de aus dem Jahr 2019 macht sich die Promotion für Infomatiker:innen beim Einstiegsgehalt in die freie Wirtschaft bemerkbar. So erhalten Informatiker:innen mit Doktortitel bei Berufseinstieg in die Praxis fast 9.000 Euro mehr im Jahr als Berufseinsteiger:innen ohne entsprechenden Titel. Allerdings gleicht sich dieser Gehaltsunterschied im Verlauf der Berufslaufbahn über gewonnene Erfahrung aneinander an. Darüber hinaus darf man bei dieser Rechnung nicht außer Acht lassen, dass Doktorand:innen während ihrer Qualifikationszeit an der Universität oder an einem Forschungsinstitut höchstwahrscheinlich weniger verdienen als Informatiker:innen, die direkt nach dem Masterabschluss den Weg in die freie Wirtschaft wählen und dort praktische Berufserfahrung sammeln, die das Gehalt ebenfalls unmittelbar ansteigen lässt. Für eine Karriere in der Forschung und Wissenschaft ist die Promotion in der Informatik natürlich unerlässlich.

Auch Prof Dr. Torsten Schaub betont, dass man eine Promotion in der Informatik nicht macht, um die Gehaltsaussichten zu verbessern, sondern in erster Linie zur Selbstverwirklichung und um sich die Option auf eine andere Jobqualität zu eröffnen: „Ich hatte mal einen Doktoranden, der hat von vorneherein gesagt, er macht die Promotion, um den Titel auf der Visitenkarte zu haben, weil das gewisse Jobperspektiven, zum Beispiel in Leitungsetagen, Pharmaunternehmen oder Ministerin, eröffnet.“ Darüber hinaus diene die Promotion der Aneignung von soft skills, zum Beispiel Wissen selbst zu produzieren, Probleme zu konzeptualisieren und diese klar zu artikulieren. Die Hälfte seiner Doktorand:innen wählt nach der Promotion den Weg in die Wirtschaft, so Schaub. Dabei müsse man aber aufpassen, dass man während der Promotion nicht zu viel wertvolle Zeit verliert. Zwar biete die Informatik einen großen Jobmarkt, aber wenn Bewerber:innen zu alt sind, werde es dennoch schwierig.

Informatik studieren im prall gefüllten Hörsaal der Universität Potsdam – Foto: Karla Fritze

Stellen und Gehalt – gute Aussichten für Informatiker:innen

Egal ob nach dem Bachelor, nach dem Master oder nach der Promotion – Informatiker:innen können aus einem breiten Portfolio an möglichen Jobs und Arbeitergeber:innen wählen, denn nahezu kein Bereich des täglichen Lebens kommt heute noch ohne die IT aus.

Im Gegensatz zu anderen Fachbereichen sind auch Bachelorabsolvent:innen der Informatik auf dem Arbeitsmarkt bereits begehrt. Laut Hayes-Fachkräfte-Index, der die Stellenanzeigen der beliebtesten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen und von XING auswertet, sinkt der Bedarf an IT-Fachkräften im dritten Quartal 2022 zwar, liegt aber immer noch bei 156%. Prof. Dr. Torsten Schaub merkt an: „Informatiker:innen haben einen Job, in dem Moment, in dem sie ihren Studierendenausweis in der Hand halten.“ Die meisten Studierenden arbeiten bereits parallel zum Studium in Unternehmen.

Informatiker:innen finden Anstellungen im Bereich von IT-Dienstleistungen oder in den IT-Abteilungen von Unternehmen. Auch der öffentliche Dienst, Finanzdienstleister:innen, die Automobilbranche, die Energiewirtschaft, der Telekommunikationssektor oder Ingenieurbüros sind, um nur einige zu nennen, potentielle Arbeitgeber:innen für ITler:innen. Natürlich besteht auch immer die Möglichkeit zur Selbstständigkeit oder einer freiberuflichen Tätigkeit in der Informatik. Die Aufgabenfelder gehen von Softwareentwicklung über Programmierung und Anwender:innen-Betreuung bis hin zum Vertrieb.

Laut Stepstone-Gehaltsreport für das Jahr 2022 liegt das jährliche Brutto-Durchschnittsgehalt für Informatiker:innen in der freien Wirtschaft bei 61.665 EUR. Berufserfahrung spielt beim Verdienst von Informatiker:innen demnach eine entscheidende Rolle. So liegt das Einstiegsgehalt im Schnitt bei 41.405 EUR. Mit fünf Jahren Berufserfahrung klettert das jährliche Brutto-Gehalt dann bereits auf 54.712 EUR.

Die lukrativsten Arbeitgeber:innen für Informatiker:innen sind die Automobilbranche, der Medizinsektor und die Energiewirtschaft. Die Beschäftigung in der Anwendungsentwicklung, im Consulting und in der IT-Security bietet zudem im Vergleich der verschiedenen Berufsfelder für Informatiker:innen die besten Gehaltsaussichten.

Im öffentlichen Dienst finden Informatiker:innen unter anderem in städtischen Verwaltungen, in Krankhäusern oder bei der Polizei eine Anstellung. Die Vergütung bemisst sich dann nach den Tarifverträgen des Bundes oder der Länder. Welcher Tarifvertrag zur Anwendung kommt, ist wiederum abhängig von der Institution, bei der die Beschäftigung ausgeübt wird. Das Gehalt schwankt je nach Entgeltgruppe und Erfahrungsstufe. Informatiker:innen werden abhängig von ihrer Position und ihrer Ausbildung in die Entgeltgruppen zehn bis 15 eingestuft. Das Brutto-Einstiegsgehalt pro Jahr liegt sodann gemäß Tarifvertrag des öffentlichen Dienst zwischen 41.400 EUR für Entgeltstufe zehn und 58.570 EUR für Entgeltstufe 15. An dieser Stelle kann exemplarisch die Relevanz einer Promotion oder zumindest eines Master-Abschlusses für Informatiker:innen verdeutlicht werden. Die Ergreifung von Stellen in der Entgeltgruppe 15 ist nur möglich, wenn mindestens ein Master-Abschluss, teilweise sogar eine Promotion, vorgewiesen werden kann. Gemäß der Berufserfahrung erfolgt die Einteilung in verschiedene Erfahrungsstufen, was wiederrum ein Gehaltsplus bedeutet. So verdienen Informatiker:innen in Entgeltstufe zehn mit 15 Jahren Berufserfahrung ein Brutto-Jahresgehalt von 58.400 EUR. In Entgeltstufe 15 klettert das Brutto-Jahresgehalt nach 15 Jahren Berufserfahrung sogar auf 82.210 EUR.

von Carolin Heilig

Karriere Informatik, Karriere und Wissenschaft