Elektrotechnik – gesicherte Job- und Gehaltsaussichten
Laut Erhebung des Statistischen Bundesamtes waren zum Wintersemester 2021/2022 64.404 Studierende in ein Studium der Elektrotechnik eingeschrieben, womit der Studiengang im Gesamtranking der beliebtesten Studienfächer Platz 12 belegt. Es zeigt sich eine extreme Differenz zwischen den Geschlechtern der Studierenden. So sind 55.137 der Studierenden männlich.
Die beliebtesten Universitären für Elektro- und Informationstechnik sind laut Hochschulranking von ZEIT Campus die Technische Universität Dortmund, die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg, die Technische Universität Karlsruhe (KIT), die Technische Universität München und die Universität Ulm. Unter den Hochschulen der angewandten Wissenschaften sind die Spitzenreiter für die Fächer Elektro- und Informationstechnik die Hochschule der angewandten Wissenschaften Landshut, die Hochschule Mannheim, die Fachhochschule Aachen, die Hochschule Esslingen und die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Medien in Offenburg.
Eine Zahl erstaunt in Bezug auf das Studium der Elektrotechnik besonders: Schätzungen des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VDE) zufolge brechen rund 60% der Studierenden das Studium ab. Die Abbruchraten an Hochschulen sind höher als an Universitäten. Zu den Gründen gibt es keine eindeutigen Aussagen. Die Expert:innen vom VDE sehen eine mögliche Begründung in den Grundlagenfächern, wie zum Beispiel Mathematik, die vielen Studierenden wohl Probleme bereiten. Allerdings erfolgt der Abbruch des Studiums selten aufgrund eines gescheiterten Drittversuchs. Stattdessen melden sich viele Studierenden schlicht nicht für das neue Semester zurück.
Elektrotechnik – Für wen lohnt sich eine Promotion?
Laut VDE nehmen die meisten Elektrotechniker:innen die erfolgreiche Promotion als Sprungbrett für eine Karriere in der Wirtschaft. Die Einstiegsgehälter liegen 20-25% über dem von Masterabsolvent:innen. Allerdings muss man an dieser Stelle aus finanzieller Sicht wieder beachten, dass Masterabsolvent:innen während der Zeit, in der Doktorand:innen an ihrer Promotion schreiben, bereits wertvolle praktische Berufserfahrung sammeln, die sich ebenfalls positiv auf die Gehaltsentwicklung auswirkt.
Mit der Promotion sind Elektrotechniker:innen optimal auf die Arbeit in Entwicklungs- und Forschungsabteilungen von Unternehmen vorbereitet. Auch eine Laufbahn in leitenden Positionen sind typisch für promovierte Elektrotechniker:innen. Eine Untersuchung an der RWTH Aachen unter Elektrotechniker:innen, die in den Jahren 2008 bis 2010 promoviert haben, zeigt, dass ein Drittel der Absolvent:innen in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen arbeitet. Etwas mehr als die Hälfte übernimmt frühzeitig Personalverantwortung und etwa 15% bleiben im akademischen Umfeld.
Promotion finanzieren – Kooperation mit Unternehmen
Gerade in den technischen, ingenieurwissenschaftlichen Fachbereichen sind Industriepromotion eine naheliegende Option. Bei dieser Form der Promotion bearbeitet man ein Thema, das für ein Unternehmen relevant ist. Die Promotion geschieht also in Kooperation zwischen Unternehmen, Universität und Doktorand:in. Zentral ist an dieser Stelle erstens, dass allein die Universität berechtigt ist den Doktortitel auszusprechen und man dementsprechend seitens der Universität einen Betreuer/eine Betreuerin braucht, der/die sich für das Thema interessiert und bereit ist eine Betreuung zu übernehmen, zweitens, dass das Thema Relevanz für das kooperierende Unternehmen hat und drittens, dass die Ergebnisse, die während der Promotion gewonnen werden, veröffentlicht werden können. Dies kann für Unternehmen aus Konkurrenzperspektive Probleme bergen, ist aber Voraussetzung für ein Thema, das sich für eine Promotion eignen soll.
Zudem darf man bei einer Industriepromotion nicht außer Acht lassen, dass man sich nicht allein auf die Doktorarbeit konzentrieren kann, da man höchstwahrscheinlich auch Aufgaben im Unternehmen übernehmen muss und weniger in die Wissenschaftscommunity eingebunden ist. Jedoch bietet die Industriepromotion durch die Kooperation mit Praxispartner:innen einen direkten Anknüpfungspunkt an die Wirtschaft, was besonders vorteilhaft ist, wenn die weitere berufliche Karriere ohnehin in die Wirtschaft führen soll, weil man sodann bereits Kontakte mit einem Unternehmen geknüpft hat und sich während der Promotionszeit ein gewisses standing erarbeiten kann. Einen Überblick über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Finanzierungsformen für eine Promotion findest Du in unserem Überblicksartikel „Promotion finanzieren“.
Jobaussichten – Wo arbeiten Elektrotechniker:innen?
Durch die Digitalisierung und die Automatisierung werden Elektrotechniker:innen mittlerweile an jeder Ecke der Industrie gebraucht. Besonders die Fahrzeugindustrie ist zunehmend interessiert an Elektrotechniker:innen, die die Entwicklung und Umsetzung der E-Mobilität entscheidend voran treiben können.
Auch die Branchen Medizintechnik, regenerative Energien und Umwelttechnik, Telekommunikation, Informations- und Kommunikationstechnik, Halbleitertechnik sowie Sensorik und Messtechnik bieten vielfältige Berufsperspektiven für Elektrotechniker:innen.
Angehende Elektrotechniker:innen profitieren in Bezug auf ihre berufliche Zukunft zudem von dem Fachkräftemangel, der im gesamten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) herrscht. Es werden weniger Berufseinsteiger:innen in den Berufsmarkt geschwemmt, als Fachkräfte in Rente gehen, sodass es eine Beschäftigungsgarantie für die Absolvent:innen gibt.
Gehaltsaussichten – Was verdienen Elektrotechniker:innen?
Früher waren Elektrotechniker:innen die Niedrigverdiener:innen unter den verschiedenen Ingenieursberufen. Durch die zunehmende technologische Entwicklung werden Kenntnisse der Elektrik aber immer wichtiger, sodass auch der Verdienst immer weiter ansteigt. Mittlerweile gehören die Elektrotechniker:innen im Vergleich zu anderen Ingenieurberufen zu den Besserverdiener:innen.
Laut Gehaltsstudie von ingenieur.de verdienen Berufseinsteiger:innen in der Elektrotechnik ein durchschnittliches Brutto-Jahresgehalt von 49.200 EUR. Mit der Erlangung von praktischer Berufserfahrung steigt das Jahreseinkommen im Schnitt auf 68.473 EUR brutto. In leitenden Positionen sind sogar Jahres-Brutto-Gehälter zwischen 80.000 EUR und 100.000 EUR möglich. Vor allem Berufserfahrung, Mitarbeiter:innenverantwortung und die Größe des Unternehmens wirken sich auf das Gehalt von Elektrotechniker:innen aus.
Die Karriere-Webseite get-in-engineering, die Auskünfte von Arbeitergeber:innen aus dem Ingenieurwesen, Gespräche mit Personalberatungen und den Gehaltsreport von Stepstone auswertet, gibt an, dass sich des Weiteren eine positive Entwicklung des Einstiegsgehalts je nach akademischem Abschluss abzeichnet. So können Bachelorabsolvent:innen zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn mit einem Brutto-Jahresverdienst von 46.630 EUR rechnen. Masterabsolvent:innen erzielen bei Berufseinstieg im Schnitt 51.690 EUR im Jahr und Elektrotechniker:innen, die eine Promotion gemacht haben, können sogar mit einem Einstiegsgehalt von 62.550 EUR brutto im Jahr rechnen.
Laut Lohnspiegel der Hans-Böckler-Stiftung verdienen Elektrotechniker:innen monatlich im Schnitt 320 EUR weniger als ihre männlichen Kollegen.
Über die Branchen hinweg sind die Einstiegsgehälter relativ ähnlich. In Ingenieurbüros wird tendenziell am wenigsten bezahlt, während in der Luft- und Raumfahrt, im Maschinen- und Anlagenbau, in der Elektrotechnik, in der Medizin- und Pharmaindustrie, in der Automobilindustrie und der Chemiebranche Einstiegsgehälter über 52.000 EUR brutto bezahlt werden.
Ebenfalls positiv auf das Gehalt wirkt sich der Tarifvertrag der IG Metall aus. Typischerweise werden Ingenieur:innen, wenn sie Mitglied der IG Metall sind, in die Entgeltgruppe zehn bis zwölf eingeteilt. Daraus ergibt sich exemplarisch für das Bundesland Bayern im Jahr 2022 für eine 40-Stunden-Woche ein Brutto-Jahresverdienst von 91.217 EUR in Entgeltstufe elf, Erfahrungsstufe A (Einstiegsstufe). Ein Auswertung der Gehaltsangaben von 28.500 Ingenieur:innen und ein Abgleich mit dem Lohnspiegel der Hans-Böckler-Stiftung zeigt ein wesentliches Gehaltsplus für Ingenieur:innen, die nach Tarifvertrag bezahlt werden. Für den konkreten Fall der Elektrotechniker:innen gibt die IG Metall ein Plus von 23% für das tarifliche Gehalt im Vergleich zum Bruttomonatsgehalt ohne Tarif an. Zudem erhalten Ingenieur:innen, die nach Tarifvertrag entlohnt werden, häufiger Gehaltszuschläge in Form von Weihnachts- und Urlaubsgeld als Kolleg:innen, die nicht nach Tarif bezahlt werden.
von Carolin Heilig