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Doktorarbeit an einer Hochschule – So funktioniert das kooperative System

Lena Pauli, 34, absolviert derzeit eine kooperative Promotion an der Konstanzer Hochschule für Technik, Wirtschaft & Gestaltung und der John Moores University in Liverpool. Im Interview mit hochschul-job.de verrät sie, wie ihre kooperative Promotion abläuft, wie die eigenständige Finanzierung einer Promotion gelingen kann, dass Gedanken ans Aufgeben dazu gehören, wie wichtig Teamwork ist, welche Besonderheiten die Promotion in Großbritannien birgt und worauf sie sich für ihre Zukunft freut.

Lena Pauli – Foto: Privat

Frau Pauli, woran forschen Sie im Rahmen Ihrer Doktorarbeit?

Pauli: Meine Forschung ist an sich abgeschlossen, da ich meine Dissertation in sechs Wochen abgeben werde. Gerade überarbeite ich die letzten Korrekturen. Mein Thema dreht sich um große Infrastrukturprojekte. Der Flughafen Berlin-Brandenburg wäre ein Beispiel, bei dem es zu Verzögerungen kam und die Kosten explodiert sind. Ich habe mir überlegt, warum Infrastrukturprojekte explodieren. Das liegt nicht nur an den Bauunternehmen, sondern auch an vielen anderen Faktoren. In diesem Zuge habe ich mich mit neuen Technologien im Sinne der Industrie 4.0 beschäftigt, um herauszufinden, wo wir im Punkto Digitalisierung stehen. Dazu habe ich in Deutschland Interviews geführt und das Ergebnis war erschreckend. Bei einigen galt schon die Nutzung von Systemen wie Microsoft Teams als Digitalisierung. Als nächstes habe ich mir dann speziell die Blockchain Technology als konkrete Technologie der Industrie 4.0 angesehen und hinterfragt, ob es sinnvoll ist diese Technologie in großen Infrastrukturprojekten anzuwenden.

Dazu bin ich durch den gesamten Lebenszyklus des Projektmanagements gegangen, von der Machbarkeitsstudie über die Planung bis hin zur Umsetzung.

Könnten Sie erklären, was man unter der Blockchain Technology versteht?

Pauli: Wir kennen zentrale Systeme, wie zum Beispiel das Bankensystem. Unsere Bank ist ein zentraler Punkt, über diese Bank läuft alles und wir müssen unseren Banken vertrauen, dass sie behutsam mit unserem Geld umgehen. Die Idee der Blockchain Technology ist, dass wir kein zentrales System haben, sondern das alles dezentral läuft. Daten werden also dezentral gesichert. Dadurch erhöht sich das Vertrauen in die Richtigkeit der Daten und Prozesse werden transparenter, da genau nachvollzogen werden kann, was mit den Daten auf den einzelnen Servern passiert. Das zugrunde liegende Problem beispielsweise bei Infrastrukturprojekten ist, dass sich die Partner:innen nicht vertrauen, weil man im nächsten Projekt vielleicht schon wieder als Konkurrent:innen arbeitet. Mittels der Blockchain Technology frage ich, wie man richtig kommuniziert und wie diese Kommunikation verfälschungssicher wird. Das schafft Vertrauen.

Sie promovieren kooperativ. An welchen beiden Bildungseinrichtungen sind Sie eingeschrieben?

Pauli: Meine erste Universität ist die John Moores University in Liverpool und mein zweiter Betreuer sitzt in Konstanz an der HTWG. Zusätzlich bin ich Mitglied im kooperativen Promotionskolleg an der HTWG in Konstanz. Alles übrige läuft über die Universität in Liverpool.

Ist es Standard, dass die Universität die erste Anlaufstelle ist?

Pauli: Die Universität ist, soweit ich weiß, immer die erste Anlaufstelle, weil die Professor:innen an der Hochschule kein Promotionsrecht haben. Das heißt, ich brauche immer eine Universität, weil nur die Professor:innen dort das Promotionsrecht haben. Welche Universität man für die Kooperation nimmt, kann man sich aussuchen. Bei mir ist es so, dass über die Hochschule Konstanz das „Being lean and seen“ Forschungsprojekt läuft und daran arbeite ich. Die John Moores University in Liverpool ist Projektleiter dieses Projektes und so bin ich an diese Universität gekommen.

Mit welchem Ihrer Betreuer sprechen Sie sich verstärkt ab?

Pauli: Tatsächlich waren wir bei den Meetings meist zu dritt. Letztendlich hat der Betreuer in Liverpool mehr zu sagen, weil er auch weiß, wie das britische System funktioniert, aber vom Grundsatz habe ich immer alles mit beiden abgestimmt.

Das heißt, Sie erhalten am Ende einen britischen Doktortitel?

Pauli: Ja, ich habe dann einen PhD.

Der PhD verspricht internationale Aussagekraft

Macht das für später einen Unterschied?

Pauli: Man kann einen PhD, wenn man möchte, auch in einen deutschen Doktortitel umschreiben lassen aber ich persönlich bin froh, dass ich den PhD mache, weil der etwas Internationales aussagt. Das ist ein internationaler Titel und ich habe die Arbeit auf Englisch verfasst. Da ich lange in Großbritannien gearbeitet habe, hoffe ich, dass ich weiterhin eine Verbindung nach England haben werde und da glaube ich, dass der PhD für mich, für meine Zukunft, mehr bringt als der klassische deutsche Doktortitel.

Haben Sie in Liverpool Lehrverpflichtungen oder liegen die ausschließlich in Konstanz?

Pauli: Ich bin bereits seit 2014 Lehrbeauftragte an der Hochschule in Konstanz. Als ich dann angefangen habe zu promovieren, habe ich diesen Lehrauftrag weitergeführt.

Pendeln Sie viel zwischen Liverpool und Konstanz hin und her?

Pauli: Dadurch, dass ich einen internationalen PhD mache, muss ich immer wieder eine gewisse Zeit in Liverpool verbringen. Ich habe zeitweise in England gearbeitet, also konnte ich das mit meiner Zeit an der John Moores University verbinden. Aufgrund der Pandemie konnte ich 2020 und 2021 nicht nach Großbritannien reisen, aber in den übrigen Jahren war ich jeweils für mehrere Monate dort. Ich habe dann versucht das so zu legen, dass ich in Konstanz gerade keine Vorlesung halten musste, oder ich bin nach Konstanz geflogen, um meine Lehrveranstaltungen zu halten. Mittlerweile geht aber zum Glück auch vieles online.

Die kooperative Promotion kann Reisebereitschaft abverlangen – Lena Pauli pendelt zwischen Liverpool und

Hat die Pandemie Sie in Ihrem Promotionsvorhaben eingeschränkt?

Pauli: Ich konnte einiges digital ausgleichen, aber es ging schon viel verloren. Jeder war extrem durchgetaktet. Wenn ich ein Meeting von neun bis zehn Uhr hatte, dann kam um zehn Uhr direkt das nächste. Wenn man sich stattdessen face-to-face trifft, tauscht man sich anders aus und dann hätte man manche Sachen vielleicht intensiver besprechen können. Normalerweise geht man zwischendurch zusammen frühstücken, holt sich einen Kaffee oder einen Tee oder geht zusammen Mittagessen und bespricht das Thema weiter. Da kommen einem andere Ideen. Ich sage jetzt nicht, dass es meinen ganzen Prozess eingeschränkt hat, aber es wären vielleicht andere Ideen rausgekommen.

Zwei Betreuer = zwei Sichtweisen – ein Vorteil der kooperativen Promotion, findet Lena Pauli

Sehen Sie Vor- oder Nachteile im System der kooperativen Promotion?

Pauli: Man lernt zwei verschiedene Sichtweisen kennen. Das fand ich spannend, weil meine beiden Betreuer die unterschiedlichen Promotionssysteme der beiden Länder kennen. Sie haben beide auch anders hinterfragt, was ich gemacht habe und das Netzwerk ist für mich dadurch größer geworden. Ich habe die Promotionsstudent:innen in Liverpool kennengelernt und ich bin gleichzeitig im Promotionskolleg in Konstanz, das fand ich gut. Da alle Doktorand:innen in Konstanz kooperativ promovieren, hatte ich auch diesbezüglich viele Möglichkeiten zum Austausch.

Würden Sie eine kooperative Promotion weiterempfehlen?

Pauli: Ich würde es wieder so machen, ja.

Doktorarbeit finanzieren durch gleichzeitige Anstellung in der freien Wirtschaft

Kommen wir nochmals zurück zum wichtigen Thema Finanzierung. Finanzieren Sie sich komplett selbst oder haben Sie zusätzlich ein Stipendium?

Pauli: Nein, ich finanziere mich komplett allein, deshalb musste ich auch immer arbeiten.

Es ist also möglich das aus eigener Kraft zu schaffen?

Pauli: Man kann sich selbst finanzieren aber die Studiengebühren in England sind relativ hoch, das muss man im Hinterkopf behalten. Dadurch, dass ich eine Kooperation habe zwischen Deutschland und Liverpool, muss ich immerhin nur die Hälfte der Studiengebühren bezahlen. Es ist keine unbezahlbare Summe, aber man muss schon arbeiten. Außerdem wurde mir als Projektmitarbeiterin eine Unterkunft für den Aufenthalt in Liverpool finanziert.

Hätte nicht die Möglichkeit bestanden sich um ein Stipendium zu bewerben?

Pauli: Ich habe mir nie Gedanken über ein Stipendium gemacht. Ich bin in dieses Forschungsprojekt rein und wollte sofort anfangen. Dadurch, dass ich vorher schon im Berufsleben war, wusste ich, dass ich das finanziell hinkriege.

Sie erwähnten nun eine ganze Reihe an Verpflichtungen: Die eigene Forschung, Ihre berufliche Tätigkeit und die Lehrveranstaltungen. Wie haben Sie diesen Spagat gestemmt und zeitlich alles eingeteilt?

Pauli: Wir haben nach Großbritannien eine Stunde Zeitverschiebung, also bin ich morgens früh aufgestanden, habe mich die ersten zwei bis zweieinhalb Stunden des Tages meiner Promotion gewidmet und wenn ich dann um neun Uhr deutscher Zeit angefangen habe zu arbeiten, war es in England acht Uhr, das heißt ich konnte dort zu normaler Zeit anfangen. Zusätzlich habe ich auch an den Wochenenden immer etwas gemacht. Ich habe mir dann aber ein Jahr Auszeit von der Arbeit genommen und mich voll auf meine Promotion und meine Forschung konzentriert. In dieser Zeit habe ich meine Interviews geführt, die transkribiert und die Daten ausgewertet. Aber ich musste auch immer viel am Abend und am Wochenende arbeiten. Ich hatte nicht viel Freizeit in den letzten vier Jahren.

Was ist Ihr innerer Antrieb diese Belastung durchzuhalten?

Pauli: Ich mache es auf der einen Seite wirklich für mich selbst, weil ich mir diese Herausforderung gestellt habe und wissen wollte, ob ich das schaffe. Ich bin in einer männerdominierten Branche und habe mir als Frau gedacht, ich muss das jetzt für mich selbst machen, um es mir selbst zu beweisen. Langfristig habe ich auf der anderen Seite vielleicht auch Interesse an einer Professur. Das ist nichts, was jetzt sofort passieren muss, aber vielleicht habe ich in zehn Jahren mal Interesse an einer Professur und dann habe ich bereits alles gesammelt, was ich dafür brauchen würde.

Wie sehen Sie Ihre Rolle als Frau in Ihrer Branche?

Pauli: Ich habe das Gefühl, dass ich immer so zwei bis drei Meetings mehr brauchte, bis man mich gleichwertig wie einen Mann angesehen hat und da dachte ich mir, wenn ich den Titel habe, dann brauche ich das vielleicht nicht mehr. Dann muss sich niemand mehr überlegen, kann sie es fachlich oder kann sie es nicht. Ich habe 2017 beschlossen zu promovieren und seither habe ich schon gemerkt, dass sich etwas verändert hat. Also es passiert etwas aber trotzdem müssen wir Frauen uns nochmal anders beweisen, besonders in der Baubranche.

Wie ist das Verhältnis zu Ihren Betreuern?

Pauli: In den ersten zwei Jahren hatten wir nicht so viele Meetings, aber diese Zeit war ja auch bestimmt von Literaturrecherche und der Forschung zu den Methoden. Da haben wir uns nur alle drei Monate ausgetauscht. Aber als ich dann die intensive Datenerhebung gemacht habe, haben wir eine Zeitlang alle zwei Wochen ein Meeting gehabt. Ich habe dann eine Präsentation vorbereitet und meinen aktuellen Stand und meine Überlegungen erläutert. Das war sehr hilfreich und wir drei sind gut zusammen gewachsen. Meine beiden Betreuer sind mir wichtig geworden. Wir haben nie Auseinandersetzungen gehabt, sondern waren immer offen und ehrlich miteinander. Sie haben mich gut eingefangen und haben mir immer sofort gesagt, wenn es in die falsche Richtung ging. Man hat viele Hochs und Tiefs und es gab auch immer mal wieder Meetings, in denen die Beiden gesagt haben ‚Lena, was ist los? Du machst überhaupt nicht mehr das, was wir mal besprochen haben.‘. Da war es gut, dass wir diese regelmäßigen Meetings hatten und sie mich gleich wieder einfangen konnten.

Was waren die Tiefpunkte während Ihrer Promotionszeit? Und wie kommt man aus so einem Tal wieder heraus?

Pauli: Ich musste mich mit Philosophien, wie dem Realismus oder dem Positivismus auseinandersetzen und ich habe es einfach nicht verstanden. Das war definitiv ein Tiefpunkt. Wenn man immer wieder ein Meeting hat und es immer wieder erklärt und immer wieder heißt es ‚Nein, nein, nein, du hast es nicht verstanden‘, dann ist das einfach demotivierend. Man steckt so viel Zeit da rein aber kommt einfach nicht weiter. Ich glaube, man hat immer wieder diesen Punkt, an dem man sagt, ‚Jetzt breche ich ab! Für was mache ich das eigentlich?‘. Meine Betreuer haben mir dann geholfen wieder aus diesen Tiefs herauszukommen, in dem sie sagten, diese Tiefs gehörten dazu und diese Tiefs habe jeder. Man hat ja auch Kontakt zu anderen Promotionskolleg:innen, mit denen man sich austauscht und es hängt immer jeder/jede am gleichen Punkt. Seien es die einzelnen Kapitel oder wenn man dann das erste Mal anfängt zu schreiben, dann denkt man sich, ‚oh Gott, ich muss jetzt zwischen 80.000 und 100.000 Wörter hinkriegen, wie soll das denn eigentlich gehen?‘. Man hat so einen riesigen Berg vor sich aber man motiviert sich dann gegenseitig. Wenn man hört, dass die anderen genau die gleichen Probleme haben, dann geht es schon wieder. Der Schluss jetzt gerade ist für mich mit am härtesten. Man hat dieses ganze Ding geschrieben, dann gibt man es zum Korrekturlesen ab und kriegt die Anmerkungen zurück. Es wirkt so endlos und man denkt sich ‚Hey, lassen wir es einfach‘. Die Energie ist einfach ein bisschen weg.

Aber Teamwork und gegenseitige Unterstützung hilft Ihnen dann?

Pauli: Das hat mir geholfen, ja. Ich kenne mehr Promotionsstudierende von der Universität in Liverpool als in Deutschland und ich habe mich mit vielen unterhalten, die schon durch sind und wenn man denen von seinen Problemen erzählt, fangen die an zu lachen und sagen ‚Glaube mir, die Probleme hatte ich auch, das ist nicht so schlimm, du schaffst das.‘ und das tut dann gut. Alleine schafft man das nicht, oder ich hätte es alleine nicht geschafft, da gibt man sich irgendwann auf.

Sie sagten zu Beginn unseres Gesprächs, dass Sie die Promotionsschrift in sechs Wochen einreichen wollen. Was steht bis dahin noch an?

Pauli: Meine zwei Betreuer sind meine Arbeit komplett von vorne bis hinten durchgegangen, haben jedes Kapitel durchgearbeitet und ich arbeite nun deren Kommentare ein. Es sind zum Glück hauptsächlich formale Sachen, dass ich nochmal die Farben von den Abbildungen anpasse, die Abbildungen anders nummeriere oder nochmal Quellenangaben prüfe, weil ich da vielleicht manchmal nicht richtig zitiert habe. Aber der Großteil ist tatsächlich geschafft.

PhD – das britische System birgt einige Besonderheiten

Und wie geht es dann weiter, nachdem Sie die Arbeit eingereicht haben?

Pauli: Ich reiche meine Dissertation bei zwei externen Betreuern ein, bei denen ich die Arbeit dann voraussichtlich im September verteidigen werde. Die Externen haben ungefähr sechs Wochen Zeit die Dissertationsschrift durchzulesen. Die Verteidigung ist dann entweder eine Präsentation meinerseits oder es werden ausschließlich Fragen zur Arbeit gestellt. Das erfahre ich erst am Tag der Verteidigung. Nach der Verteidigung bekomme ich ein Feedback und habe nochmals Zeit die Arbeit zu überarbeiten. Das ist eine Besonderheit des britischen Systems. Es gibt fast niemanden, der ohne Anmerkungen aus der Verteidigung raus geht.

Sie sagten gerade, dass die Verteidigung nicht vor Ihren Betreuern stattfindet, mit denen Sie die vergangenen Jahre zusammengearbeitet haben. Ist das eine weitere Besonderheit des britischen Systems?

Pauli: Genau, meine zwei Betreuer werden bei meiner Verteidigung nicht dabei sein, sondern ich habe zwei andere Personen, die mich bewerten. Meine Betreuer haben mich vier Jahre lang sozusagen an die Hand genommen, haben mir gesagt, wie eine Promotion geht und wenn die beiden das Gefühl haben, jetzt können sie mich loslassen, jetzt kann ich selber fliegen, dann ist quasi der Tag der Verteidigung. Da sind sie nicht dabei und ich kriege von den beiden keine Bewertung. Das britische System geht davon aus, dass man zu seinen Betreuer:innen eine emotionale Bindung aufbaut. Die kann positiv oder negativ sein und deswegen wird dann nicht mehr die eigentliche Arbeit bewertet. Ich finde das gut. Die zwei Externen wurden mir vorgeschlagen und ich musste sie auch „akzeptieren“. Ich hatte mit ihnen bereits einen Call und durfte mir überlegen, ob sie für mich in Ordnung sind oder nicht.

„Ich habe gerne geforscht, ich habe meine Arbeit wirklich gerne geschrieben, aber ich freue mich jetzt auf die freie Wirtschaft.“

Sie haben bereits längere Zeit in der freien Wirtschaft gearbeitet aber auch die Forschung hat Sie nicht losgelassen. Wie sehen Sie Ihren weiteren Karriereweg?

Pauli: Ich sehe mich in der Praxis. Ich bin froh, wenn ich jetzt arbeiten kann. Ich brauche ein bisschen Pause von diesem ganzen Akademischen. Ich habe gerne geforscht und ich habe meine Arbeit wirklich gerne geschrieben. Wenn man nicht wirklich hinter einem Thema steht, dann zieht man es auch nicht durch, aber ich freue mich jetzt auf die freie Wirtschaft. Ich freue mich darauf, voll für meinen Job da zu sein. Eine Professur ist für die nächsten fünf bis zehn Jahre noch kein Thema. Ich würde es schön finden, wenn ich mittelfristig wieder eine Verbindung zu Großbritannien hinkriege. Ich habe vier Jahre in der Nähe von Birmingham gearbeitet und war fast vier Jahre an der Universität in Liverpool. Während dieser Zeit habe ich mich dort immer wohl gefühlt. Die Brit:innen sind unglaublich herzlich und ich finde die Kultur schön. Ich sage jetzt nicht, dass ich nach Großbritannien auswandere, da sind meine Wurzeln schon hier, aber wieder so eine Kombination zu haben, würde ich ganz gut finden.

Was würden Sie sagen muss man persönlich mitbringen, damit eine Promotion gelingt?

Pauli: Sitzfleisch! Es muss einem bewusst sein, dass man viel von seiner Freizeit aufgibt. Man muss viel Biss mitbringen. Man muss den Willen haben, dass wenn am Samstag schönes Wetter ist und gerade hier in Konstanz dann viele an den Bodensee gehen, um zu baden, man selber sagt, ich komme auch aber ich setzte mich morgens nochmal hin und arbeite. Und man darf es nicht nur wollen, weil man den Titel will. Alle die es machen wollen, sollen es bitte machen! Diese Reise lohnt sich.

Das Gespräch führte Redakteurin Carolin Heilig am 03.06.2022.

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