Soziolgie Forschung und Studium

Soziologie – Studium, Karriereoptionen und Gehalt

Soziale Prozesse und Strukturen umgeben uns überall und tagtäglich. Aber welche Theorien, Mechanismen und Methoden stecken eigentlich hinter diesen Phänomen? Mit diesen Fragestellungen beschäftigt sich das Studium der Soziologie. Die während des Studiums vermittelten Themen sind hierbei ebenso vielfältig wie die späteren Berufsperspektiven. Dieser Artikel soll Aufschluss geben, warum ein Studium der Soziologie lohnenswert ist und wie die Perspektiven danach aussehen.

Soziologie – Was ist das überhaupt?

Soziologie umfasst die Lehre vom Zusammenleben, der Zusammenarbeit oder des Zusammenwirkens zwischen Menschen in einer Gemeinschaft. Die Wissenschaft versucht gesellschaftliche Strukturen zu deuten und zu erklären. Der Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen e.V. definiert den Interessenschwerpunkt des Fachgebietes wie folgt: „Die Soziologie erklärt, wie Menschen zusammenarbeiten, wie das am besten funktioniert und warum manches dabei auch schief läuft. Die Soziologie ist immer wichtig, wenn Menschen gemeinsam etwas bewegen wollen und sich Herausforderungen und Zielen stellen“. Das empirische Beobachten, Beschreiben, Analysieren und Interpretieren bildet dabei den Kern des wissenschaftlichen Vorgehens, um das menschliche Zusammenleben besser verstehen und erklären zu können.

Soziologie ist eine Wissenschaft die sich mit der Erforschung des sozialen Verhaltens befasst.

Wo kann man Soziologie in Deutschland studieren?

Das Studium der Soziologie wird in Deutschland an zahlreichen Universitäten und Hochschulen angeboten. Im Ranking von meineuni.de, wo Studierende ihre Universität bewerten können, liegt die private Zeppelin Universität in Friedrichshafen am Bodensee für das Fach Soziologie auf Platz eins, gefolgt von der Universität Mannheim, der Universität Leipzig und der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Unter den ersten zehn Platzierungen finden sich zudem die Studienorte Göttingen, München, Jena, Konstanz, Kiel und Bielefeld.


Laut Statistischem Bundesamt waren im Wintersemester 2021/2022 insgesamt 45.830 Studierende an den deutschen Hochschulen und Universitäten in die Fächer Soziologie und Sozialwissenschaften eingeschrieben. Zudem arbeiteten 1.875 Nachwuchswissenschaftler:innen an einer Promotion in den beiden genannten Fachbereichen. Die Ergebung des Statistischen Bundesamtes macht leider keine Differenzierung zwischen den Fächern Soziologie und Sozialwissenschaften, sondern erfasst die Zahlen der Studierenden gebündelt. Erika Mosebach ist eine dieser Doktorandinnen der Soziologie und berichtet im Interview mit hochschul-job.de von ihrer Promotion.

Soziologie und Sozialwissenschaften – Achtung, hier besteht Verwechslungsgefahr

Dabei ist das Studium der Soziologie nicht zu verwechseln mit dem der Sozialwissenschaften. Auch wenn sich die Benennungen scheinbar ähneln, so ist der vermittelte Inhalt doch ein anderer. Das Studium der Soziologie ist sehr viel spezifischer, wohingegen ein Studium der Sozialwissenschaften eine stärkere interdisziplinäre Ausrichtung aufweist und auch Aspekte der Politikwissenschaften oder der Wirtschaftswissenschaften aufgreift. Beispielsweise an den Universitäten in Bielefeld, München und Düsseldorf werden die Studiengänge Soziologie und Sozialwissenschaften analog zueinander angeboten.

Welche Inhalte vermittelt ein Studium der Soziologie?

Die Ausgestaltung des Soziologie-Studiums variiert natürlich je nach Universität. Die Friedrich-Schiller-Universität in Jena fasst den dortigen Bachelorstudiengang beispielsweise wie folgt zusammen: „In einem Soziologiestudium lernen Sie die wissenschaftliche Analyse von Gesellschaften, wobei Sie sich insbesondere mit der Frage beschäftigen, wie Gesellschaften ‚funktionieren‘ und sich verändern – und warum das so ist. Sie setzen sich dabei mit der Entstehung von sozialer Ordnung, den ihr zugrunde liegenden Normen, Werten und Institutionen auseinander“.

Grundlegend an allen Universitäten und Hochschulen, insbesondere während des Bachelorstudiums, ist die Vermittlung von Grundkenntnissen zu Theorien und Methoden der Soziologie. Der Schwerpunkt der vermittelten Forschungsfähigkeiten liegt hierbei auf der Statistik und der empirischen Sozialforschung mit den zugehörigen Erhebungs- und Auswertungsmethoden der qualitativen und quantitativen Forschung. In der Regel wird das theoretische Studium zudem durch ein verpflichtendes Praktikum ergänzt. Auch ein Lehrforschungsprojekt zur Anwendung der erlernten Methoden ist fast immer weiterer Bestandteil des Studiums. Gerade im Master wird der Einblick in die Forschung, in die Methoden und in die Statistik vertieft, beispielsweise im Rahmen eines Forschungspraktikums an der Universität Leipzig oder einer Projektarbeit über zwei Semester an der Universität Heidelberg, um die Studierenden optimal auf ein anschließendes Promotionsstudium und eine mögliche Karriere in der Wissenschaft vorzubereiten.

Die Schwerpunkte im Soziologie-Studium sind vielfältig

Je nach Schwerpunktsetzung an den verschiedenen Universitäten erfolgt im Verlauf des Studiums die Anwendung der erworbenen soziologischen Grundkenntnisse auf verschiedene Teilbereiche der Gesellschaft. So vertieft das Bachelorstudium an der Universität Potsdam beispielsweise die Bereiche Organisations-, Geschlechter- und Bildungssoziologie. Der Master Soziologie an der Universität Leipzig setzt die Schwerpunkte hingegen auf die Themenkomplexe Europäisierung, Globalisierung, vergleichende Sozialstrukturanalyse, politische Soziologie sowie Organisations- und Wirtschaftssoziologie. Die Studierenden können dann selbst wählen, welche Themenfelder sie im Lauf des Studiums vertiefen möchten und so die spätere berufliche Karriere entscheidend beeinflussen. Die Wahl der jeweiligen Bildungsinstitution und die dort angebotenen Spezialsierungen oder Schwerpunkte in der Lehre spielen eine wichtige Rolle und sollten in Hinblick auf das spätere Berufsleben entsprechend im Blick behalten werden.

Für Soziologie ist die Zeppelin Universität sehr beliebt bei Student:innen | Foto: ZU/Nicolas Bühringer

Welche beruflichen Perspektiven eröffnen sich nach einem Soziologie-Studium?

Der Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen e.V. betont: „Anders als bei Berufen wie Arzt, Anwalt oder Lehrer legt man sich mit einem Soziologiestudium nicht fest, was man später einmal machen will. Diese Festlegung erfolgt in der Regel erst während des Studiums und bei der Auswahl von Praktika oder ersten Anstellungen“.

Auch in der Soziologie steht nach abgeschlossenem Bachelor- und Master-Studium natürlich die Tür zu einer akademischen Karriere mit Promotion und gegebenenfalls einer Professur offen. Gerade weil das Studium einen starken Fokus auf Theorie und Forschung legt, könnte dieser Weg besonders prädestiniert erscheinen.

Wer die berufliche Zukunft hingegen eher in der freien Wirtschaft sieht, hat vielfältige Möglichkeiten: im Journalismus, in der Öffentlichkeitsarbeit, in der Werbung, in der Erwachsenenbildung, in der Marktforschung, in öffentlichen Verwaltungen, in der Personalabteilung eines großen Unternehmens, in einer Nicht-Regierungsorganisation oder in der Unternehmensberatung – Soziolog:innen und ihre spezifischen Fähigkeiten sind an vielen Einsatzorten gefragt. Auch Parteien, Gewerkschaften und Verbände eignen sich beispielsweise als potenzielle Arbeitsstellen.

Viele Soziolog:innen bleiben in der Wissenschaft

Einige Universitäten führen Absolvent:innenbefragungen unter ihren Alumni durch. Auch für das Fach Soziologie gibt es solche Erhebungen etlicher Universitäten, allerdings liegen diese bereits einige Jahre in der Vergangenheit. Eine interne Befragung an der Universität Rostock über den Erhebungszeitraum von 2004 bis 2009 zeigt, dass Absolvent:innen der Soziologie recht schnell nach Abschluss des Studiums in die Erwerbstätigkeit einsteigen konnten und ein großer Anteil der Alumni mit Masterabschluss (über 40%) zunächst in der Wissenschaft bleibt, was durch den starken Forschungsbezug des Studiums erklärt werden kann.

Eine Erhebung der Universität Mannheim aus dem Jahr 2014 erfasst für die Bachelorabsolvent:innen der Soziologie folgende Berufsfelder und Arbeitsstellen: „[…] Analysten und Projektleiter/innen im nichtakademischen Umfeld in Markt- und Meinungsforschungsunternehmen, […] Wirtschafts-, Personal-, Rechtsberatungsunternehmen, Internetdienstleister, Medien (Presse, Rundfunk, Fernsehen) aber auch den Bereich Soziales in Bund, Ländern und Gemeinden sowie in der Landwirtschaft, im Bergbau und in der Energie- und Wasserwirtschaft“. Masterabsolvent:innen der Universität Mannheim bleiben hingegen, ähnlich wie die Soziologie-Alumni der Universität Rostock, häufig in der Wissenschaft, weil sie auch den hierfür erforderlichen Abschluss mitbringen, oder arbeiten für Markt- und Meinungsforschungsunternehmen.

Gehalt – Was verdienen Soziolog:innen?

Das Gehalt von Soziolog:innen, die eine Anstellung in der Wissenschaft haben, ist dasselbe wie für Wissenschaftler:innen anderer Fachbereiche. Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen werden nach Tarifvertrag Entgeltgruppe 13 bezahlt und erhalten dementsprechend je nach Erfahrungsstufe zwischen 4.074,30 EUR und 5.872,94 EUR. Abweichungen sind erstens möglich, wenn sich die Arbeitsstelle im Bundesland Hessen befindet, da dort ein anderer Tarifvertrag zur Anwendung kommt und die Verdienste dementsprechend marginal divergieren, und zweitens ist bei sehr komplexen Forschungstätigkeiten auch eine Einstufung in die Entgeltgruppe 14 oder 15 möglich, was mit einem höheren Gehalt einher gehen würde, aber für wissenschaftliche Mitarbeiter:innen in der Realität eher die Ausnahme darstellt.

In der freien Wirtschaft sind dem Gehalt von Soziolog:innen keine Grenzen gesetzt. Je nach Arbeitgeber:in, Position und Berufserfahrung variiert der Verdienst. Lediglich bei Tätigkeiten in der öffentlichen Verwaltung ist die Bezahlung durch den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes ebenfalls festgesetzt und hängt dann von der konkreten Arbeitsstelle und dem Bundesland, in dem gearbeitet wird, ab. Zudem lässt sich festhalten, dass das Gehalt bei einer Unternehmensberatung oder auch in der Personal- und PR-Abteilung eines großen Unternehmens sicher höher ausfallen wird als beispielsweise bei einer Nicht-Regierungsorganisation oder im Journalismus.

Letztendlich ist der Verdienst abhängig von der Entscheidung eines jeden Einzelnen/einer jeden Einzelnen darüber, welche Schwerpunkte man bereits während des Studiums setzt und wie man diesen Weg sodann im Berufsleben weiter beschreitet. Der Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen e.V. sagt hierzu: „Der Karriereweg von Soziologinnen und Soziologen ist [ein] spannender, aufregender und bei guter Vernetzung und Organisation auch nicht riskanter als bei andere Studienrichtungen. Da muss man natürlich Initiative haben, Engagement zeigen und sich echt für die Sache interessieren. Aber genau dadurch zeichnen sich Soziologinnen und Soziologen aus!“

Von Carolin Heilig

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