Theologie-Karriere-Priester

Theologie – Alles Wissenswerte zu Karriere, Stellenangeboten und Gehalt

Studium und Karriere in der Theologie stehen in den Beliebtheitsrankings definitiv nicht auf den vorderen Rängen. Dennoch lohnt es sich einen Blick auf dieses Studienfach beziehungsweise auf dieses Berufsfeld zu werfen, denn wer im Glauben seine Berufung spürt, findet finanziell gut ausgestatte Lehrstühle und absolut gesicherte Berufsaussichten vor – wo gibt es so etwas noch?

Theologie vs. Religionswissenschaft

Zuerst einmal soll dieser Artikel Aufschluss über grundlegende Begrifflichkeiten geben, denn Theologie und Religionswissenschaften sind mit Nichten als Synonyme zu betrachten. Während die Religionswissenschaft, wie der Name bereits vermuten lässt, als Wissenschaft der Religionen gilt, ist die Theologie gemäß Wortherkunft die Wissenschaft der Götter. Dementsprechend lässt sich die Abgrenzung vornehmen, dass sich die Religionswissenschaften eher mit kulturellen und soziologischen Aspekten der Religionen befassen, während die Theologie sich auf den Glauben und die Inhalte des Christentums konzentriert. In den Religionswissenschaften werden keine Glaubensinhalte vermittelt und der Interessenshorizont ist größer. So werden alle Weltreligionen, sowie Soziologie, Psychologie und Religionsgeschichte in den Blick genommen. Nach Abschluss eines Studiums der Religionswissenschaften führt der berufliche Weg beispielsweise in Museen, Verlage, Medienhäuser, NGOs, die Lehre oder Forschung, in den Tourismus oder zu Beratungseinrichtungen zu religiösen Fragen. Der Weg ins Pfarramt kommt hingegen nur nach einem Theologie-Studium in Frage.

Wege durch das Studium der Theologie

Das Studium unterscheidet sich je nach Konfession in evangelische und katholische Theologie. Grundsätzlich kann ein Theologie-Studium klassisch in Bachelor und Master aufgeteilt sein, so zum Beispiel an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Alternativ gibt es in der evangelischen Theologie Diplom-Studiengänge oder kirchliche Abschlüsse, wie beispielsweise an der der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Einen Überblick über alle Studienorte für die evangelische Theologie liefert beispielsweise die Webseite der EKD.

In der katholischen Theologie absolviert man üblicherweise in zehn Semestern Regelstudienzeit einen Magistra Theologiae, so zum Beispiel an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen oder an der Universität Heidelberg. Voraussetzung für die Aufnahme eines Theologie-Studiums sind in der Regel Sprachkenntnisse in Altgriechisch, Hebräisch und Latein.

Führt der Berufswunsch in die Religionslehre an einer Schule kann man ein Lehramtsstudium mit entsprechendem Fächerschwerpunkt je nach Konfession absolvieren.

Laut internationalem Hochschulranking von QS Quacquarelli Symonds schaffen es die beiden theologischen Fakultäten der Eberhard-Karls-Universität Tübingen im Jahr 2020 auf Platz sieben im internationalen Vergleich und auf Platz eins im nationalen Vergleich. Ausschlaggebend für eine gute Bewertung durch QS ist vor allem die Publikationshäufigkeit an den Fakultäten.

Nach dem Studium der Theologie steigen viele Absolvent:innen in Lehrberufe ein

Die katholische Theologie hat ein Nachwuchsproblem

Die Zahl der Theologiestudierenden muss differenziert betrachtet werden. Zwar waren laut Erhebung des Statistischen Bundesamts und der Bischofskonferenz 2018/2019 18.251 Studierende in ein Studium der katholischen Theologie eingeschrieben, allerdings absolviert ein Großteil der Studierenden diesen Bildungsweg, um in die Religionslehre an einer Schule einzusteigen. Die Zahl derer, die nach dem Studium den Weg in die Pfarrei wählen, ist hingegen deutlich niedriger. Nur 2.549 Studierende waren 2017/2018 in ein Vollstudium der katholischen Theologie eingeschrieben und nur 101 Studierende schlossen 2018 die Ausbildung erfolgreich ab, um sich in ein Priesteramt zu begeben. Problematisch ist an dieser Stelle aber nicht nur der fehlende Nachwuchs in den Pfarreien, sondern auch an den Lehrstühlen der Universitäten. Die Zahl Studierender der evangelischen Theologie ist konstant höher als in der katholischen Theologie.

Das Theologie-Studium erlaubt einige Spezialisierungen

Um Studierende differenzierter anzusprechen, gibt es beispielsweise an der Universität Erfurt den Master-Studiengang Theologie und Wirtschaft. Die Studierenden sollen gezielt auf Verwaltungsaufgaben in der Kirche, NGOs oder anderen karitativen Einrichtungen vorzubereitet werden.

Mittlerweile bietet auch eine relativ breite Auswahl deutscher Universitäten, darunter die Eberhard-Karls-Universität Tübingen und die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Studiengänge der islamischen Theologie an. Neben Koranwissenschaften und Koranexegese wird die arabische Sprache gelehrt. Absolvent:innen werden beispielsweise auf seelsorgerische und gemeindepädagogische Tätigkeiten in einer muslimischen Gemeinde vorbereitet.

Gute finanzielle Ausstattung aber starke Einflussnahme der Kirche

Üblicherweise hat die Kirche einen beachtlichen Einfluss auf die Theologie-Studiengänge. So werden nicht nur Abschlussprüfungen vor der Kirche abgelegt, sondern die Kirche hat Mitspracherecht bei der Etablierung neuer Studiengänge, bei der Ausgestaltung der Studien- und Prüfungsordnungen und bei der Berufung neuer Professor:innen.

Zwischen dem Land Berlin und der katholischen Kirche existiert beispielsweise ein Staatsvertrag über das katholische Theologie-Studium an der Humboldt-Universität, welcher besagt, dass Lehrkräfte ihre Anstellung verlieren können, wenn ein Verstoß „gegen die Erfordernisse eines Lebenswandels nach der Ordnung der Katholischen Kirche“ vorliegt. Für eine Berufung zum Theologie-Professor zählen also nicht nur fachliche und inhaltliche Kompetenzen, sondern auch der persönliche Lebensstil. Zu einem Präzedenzfall kam es 2003 als Michael Bongardt, der damals an der Freien Universität Berlin katholische Theologie lehrte, heiratete und dessen kirchliche Lehrerlaubnis in Folge durch das Erzbistum Berlin entzogen wurde.

Immer wieder kritisiert wird zudem die vergleichsweise üppige finanzielle Ausstattung der theologischen Fakultäten. Während die meisten Fachbereiche mit chronischer Mittelknappheit und Stellenkürzungen zu kämpfen haben, sind die theologischen Institute reich mit Stellen und finanziellen Mitteln aus Steuergeldern ausgestattet, obwohl die Studierendenzahlen vergleichsweise niedrig sind und die vorgehaltene Infrastruktur so keine vollkommene Auslastung erfährt.

Theolog:innen, die das Pfarramt anstreben, haben einen langen Weg vor sich

Karriere- und Jobaussichten nach dem Theologie-Studium

Der klassische Karriereweg nach einem abgeschlossenen Theologie-Studium führt entweder in die Lehre, sei es an Universitäten oder Schulen, oder ins Pfarramt. Doktorand Marcel Friesen, der an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster promoviert, wird beispielsweise nach der Fertigstellung seiner Dissertation eine Pfarrerausbildung beginnen. Über seine Erfahrungen in der Theologie und seine persönlichen Berufsaussichten berichtet er im Interview mit hochschul-job.de.

Der berufliche Weg in eine evangelische Pfarrei führt über zwei theologische Examina. Das erste erreicht man für die theoretische Grundsteinlegung am Ende des Hochschulstudiums. Danach folgt das Vikariat, in dem praktische Erfahrungen, darunter das Abhalten von Gottesdiensten, Übernahme von Aufgaben in der Seelsorge und Jugendarbeit, Halten von Religionsunterricht, Gemeindearbeit und Verwaltungsaufgaben, gesammelt werden. Am Ende des Vikariats steht das zweite theologische Examen.

Pfarrer werden in der katholischen Kirche – ein langer Weg

Der Weg in eine katholische Pfarrei führt über andere Stationen. Als erstes wird ein propädeutisches Jahr absolviert. Das erzbischöfliche Seminar Paderborn fasst die Zielsetzung dieses ersten Jahres wie folgt zusammen: „Aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen im Blick auf die jeweilige kirchliche Sozialisation sowie die schulische, berufliche und universitäre Vorbildung und wegen noch offener Fragen in der Klärung der Motivation für das Theologiestudium versuchen wir im Rahmen dieses Jahres, die Kandidaten in zentralen Ausbildungsbereichen zu schulen und so zu einer begründeten und tragfähigen Entscheidung für das Theologiestudium als Priesteramtskandidat zu führen“. Als zweiter Schritt erfolgt das Studium der katholischen Theologie, welches durch ein Priesterseminar begleitet wird, um die „menschliche, geistliche und pastorale Befähigung zum priesterlichen Dienst“ zu erwerben. Auf das Studium folgt ein zweijähriger Pastoralkurs oder eine dreijährige Berufseinführung je nach Priesterseminar. Wenn auch diese Station erfolgreich absolviert wurde, findet am Vortag des Pfingstfestes die Weihe zum Priester statt.

Darüber hinaus steht Theolog:innen nach abgeschlossener Promotion eine Laufbahn an der Universität als Dozent:innen offen. Je nach Interessenschwerpunkt können Theolog:innen aber auch im Verlagswesen, in Medienhäusern, in Kultureinrichtungen, in karitativen Einrichtungen oder in beratender Tätigkeit eine Anstellung finden.

Da sowohl die Pfarreien als auch die Lehrstühle an Universitäten ein massives Nachwuchsproblem haben, sind die Aussichten auf Stellenangebote für junge Theolog:innen, die sich eine Berufslaufbahn in der Kirche oder an der Universität vorstellen können, gesichert.

Gehalt – Was verdienen Theolog:innen?

Tritt man nach abgeschlossenem Studium in den Dienst der Kirche, variiert das Gehalt je nach Landeskirche und Art der Anstellung. Während des Vikariats in der evangelischen Kirche verdienen Pfarrersanwärter:innen laut EKD zwischen 1.800 und 2.500 EUR brutto monatlich. Pfarrer:innen werden gemäß Beamtenbesoldungsgruppe A13 bezahlt. Das Gehalt unterscheidet sich je nach Bundesland, in dem die Anstellung vorliegt, der Erfahrungsstufe und etwaigerem Anspruch auf Familienzulagen (nur für evangelische Pfarrer:innen relevant).

Theolog:innen, die sich für eine Laufbahn an der Schule entscheiden, werden ebenfalls nach Tarif bezahlt. Die Einstufung in die Besoldungsgruppe A12 oder A13 variiert je nach Schulform. Während Grundschullehrer:innen nach Besoldungsgruppe A12 bezahlt werden und dann je nach Bundesland und Erfahrungsstufe zwischen 3.500 EUR und 5.500 EUR brutto monatlich verdienen, sind Gymnasialleherer:innen in die Besoldungsklasse A13 eingeteilt und verdienen im Monat zwischen 4.000 EUR und 6.000 EUR brutto. Real- und Hauptschullehrer:innen erhalten ein ähnliches Gehalt wie Lehrkräfte an Grundschulen.

von Carolin Heilig

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