BWL-Ratgeber-Organigramm

Betriebswirtschaftslehre – Perspektiven auf Promotion und Karriere

Blickt man auf die Gesamtzahl der Studierenden, liegt die Betriebswirtschaftslehre uneinholbar weit vorne. Gemäß Erhebung des Statistischen Bundesamtes sind zum Wintersemester 2021/2022 240.866 Studierende in ein Studium der BWL eingeschrieben. Das Geschlechterverhältnis ist annähernd ausgewogen.

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Ein Studium der Betriebswirtschaftslehre ohne Organigramm ist fast undenkbar

Unter den laut Zeit Campus beliebtesten Studienorten für die Betriebswirtschaftslehre sind einige private Institutionen, wie zum Beispiel die Frankfurt School of Finance and Management. Zu den Spitzenreitern unter den staatlichen Universitäten zählen die Universität Bayreuth, die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, die Georg-August-Universität Göttingen, die Universität Stuttgart und die Eberhard Karls Universität Tübingen.

Promotion BWL – Strukturierte Programme an der Universität Hamburg

Die Universität Hamburg bietet BWLer:innen, die an einer Promotion interessiert sind, zwei Wege an, um den Doktortitel in ihrem Fach zu erlangen. Anhand dieses Beispiels soll exemplarisch gezeigt werden, wie sich der Weg zur Promotion für BWLer:innen gestalten kann.

Erstens können Doktorand:innen im Rahmen eines Promotionsstudiums promovieren. Parallel zur eigenen Forschungsarbeit werden dann sogenannte Doktoratskurse im Umfang von zwölf ECTS belegt und die Absolvent:innen erhalten am Ende den Titel „Doctor rerum oeconomicarum” („Dr. rer. oec.”).

Zweitens können Doktorand:innen im Rahmen eines strukturierten Promotionsprogrammes an der Graduiertenschule der Fakultät promovieren. Das strukturierte Promotionsprogramm erfordert die Teilnahme an Doktorandenkursen im Umfang von 32 ECTS. Am Ende der Qualifikationszeit erhalten die Doktorand:innen ebenfalls den Titel „Doctor rerum oeconomicarum” („Dr. rer. oec.”) und das Zertifikat „Research in Business Administration”.

Die Doktorandenkurse dienen einerseits der Vermittlung und Aneignung methodischer Kenntnisse, andererseits werden Vertiefungs- und Ergänzungsmodule, beispielsweise mit dem Titel „Entrepreneurship – How to build a start-up“ oder „Generalization of Research Results“ abgehalten.

Genaue Informationen zur Bewerbung, Zulassung und zum Ablauf der Promotionsprozesse finden sich auf der Webseite der BWL-Fakultät der Universität Hamburg

Berufsaussichten BWL – Vollbeschäftigung laut Bundesagentur für Arbeit

BWL-Studierende werden kaufmännisch ausgebildet und können dementsprechend in eigentlich jeder Branche eingesetzt werden. Allerdings gibt es bei den großen Studierendenzahlen auch einiges an Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Zudem sind manche der potentiellen Stellen nicht sehr trennscharf zu anderen Fachbereichen angelegt und können daher auch von Absolvent:innen anderer Studiengänge übernommen werden, was die Konkurrenz weiter verstärkt.

Vor der Corona-Pandemie lag die Arbeitslosenquote unter BWLer:innen laut der Bundesagentur für Arbeit lediglich bei 1,7%, was de facto einer Vollbeschäftigung gleichkam. Zwar stiegen die Arbeitslosenzahlen während der Pandemie, mittlerweile habe sich der Arbeitsmarkt für Wirtschaftswissenschaftler:innen aber wieder beruhigt, konstatiert die Bundesagentur für Arbeit.

Nichtsdestotrotz gibt auch die Bundesagentur für Arbeit an, dass die ständig steigenden Studierendenzahlen zu einer verstärkten Konkurrenzsituation für BWLer:innen auf dem Arbeitsmarkt führen können. Um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, kann eine Spezialisierung auf ein bestimmtes, persönliches Interessenfeld, beispielsweise durch Praktika oder Vertiefungen im Studium, helfen.

Berufsaussichten BWL – Vielfältige Möglichkeiten für die Karriereplanung

Die Einsatzmöglichkeiten für BWLer:innen sind vielseitig. An dieser Stelle soll eine Auswahl an potenziellen Berufsfeldern aufgezeigt werden, in die ein Einstieg nach dem abgeschlossenen BWL-Studium möglich ist. So können BWLer:innen Jobs im Management, bei Banken, bei Versicherungen, im Finanz- und Rechnungswesen, im Marketing, im Personalwesen, in der Unternehmensberatung, in der Wirtschaftsprüfung, bei Stiftungen, in einer Behörde, in der Logistik oder im Vertrieb übernehmen.

Ein Master qualifiziert für die Ausführung leitender Tätigkeiten mit Mitarbeiter:innenverantwortung und ebnet darüber hinaus den Weg zu einer Promotion und damit für eine akademische Laufbahn.

Mit einem Master in der Betriebswirtschaftslehre sind auch das Bundeswirtschaftsministerium oder die entsprechenden Ministerien auf Landesebene potenzielle Arbeitgeber. Genauso werden BWLer:innen auf kommunaler Verwaltungsebene eingesetzt.

Gehalt BWL – Was verdienen BWLer:innen mit und ohne Promotion?

Eine Promotion in der Betriebswirtschaftslehre kann sich positiv auf die Gehaltsabrechnung auswirken. Allerdings ist es schwierig das genaue Gehaltsplus zu erfassen, da Erhebungen, wie beispielsweise der Stepstone-Gehaltsreport, teilweise den Verdienst von BWLer:innen nicht gesondert erfassen, sondern stattdessen den Durchschnittsverdienst von Wirtschaftswissenschaftler:innen angeben.

So können Wirtschaftswissenschaftler:innen mit Master-Abschluss laut Stepstone-Gehaltsreport mit einem jährlichen Einstiegsgehalt von knapp 47.000 EUR brutto rechnen, während Absolvent:innen mit Doktortitel laut der Hamburger Vergütungsberatung PersonalMarkt bei Berufseinstieg 54.000 EUR brutto jährlich verdienen. Die Erhebung der Online-Plattform gehalt.de spricht dezidiert für BWLer:innen mit Masterabschluss oder Promotion von ähnlichen Gehaltsaussichten, wie der Stepstone-Gehaltsreport.

Über die Berufslaufbahn hinweg bleiben Gehaltsunterschiede zwischen den verschiedenen Abschlüssen bestehen. So gibt der Stepstone-Gehaltsreport für BWL-Bachelor-Absolvent:innen ein Jahresdurchschnittsgehalt von 65.600 EUR brutto an, mit einem Masterabschluss steigt dieses auf 67.900 EUR brutto und BWLer:innen mit Promotion können im Verlauf der Karriere sogar bis zu 106.400 EUR brutto pro Jahr verdienen.

Gehalt BWL – Jahresgehalt variiert je nach Erfahrung, Beruf und Branche

Zudem spielt Berufserfahrung eine wichtige Rolle auf dem Lohnschein. Laut Stepstone-Gehaltsreport ist nach sechs bis zehn Jahren Tätigkeit in der Betriebswirtschaft ein Jahres-Brutto-Gehalt von 67.300 EUR möglich und nach elf bis 25 Jahren Berufserfahrung klettert das Jahresdurchschnittsgehalt sogar auf 85.700 EUR brutto.

Das Portal gehaltsvergleich.com, das zu Stepstone gehört, vergleicht das Jahres-Brutto-Gehalt in verschiedenen BWL-Berufen. So verdienen beispielsweise Unternehmensberater:innen bei Berufseinstieg 46.872 EUR jährlich und Wirtschaftsprüfer:innen bekommen bei Berufseinstieg 46.272 EUR, während Marketing Manager:innen mit einem Gehalt von 35.148 EUR brutto pro Jahr wesentlich weniger verdienen.

Die Plattform gehalt.de vergleicht die Einstiegsgehälter, mit denen BWL-Absolvent:innen über die verschiedenen Branchen hinweg rechnen können. Demnach arbeiten die Topverdiener:innen in der Automobilindustrie, bei Beratungsfirmen, in Banken oder bei Versicherungen und bekommen ein jährliches Brutto-Gehalt zwischen 50.703 EUR und 52.226 EUR.

Promotion BWL – Wann lohnt sich der Doktortitel in der Betriebswirtschaftslehre?

Ob ein Doktortitel in der Betriebswirtschaftslehre sinnvoll ist oder nicht, hängt von den persönlichen Karrierezielen ab. In leitenden Tätigkeiten ist eine Doktortitel oftmals gern gesehen, weil er für soft skills in der Mitarbeiter:innenführung und die Fähigkeit zur Selbstorganisation spricht. Auch für eine Karriere in Ministerien oder natürlich im akademischen Betrieb ist eine Promotion Voraussetzung.

Man sollte als angehende:r BWLer:in in Hinblick auf die eigenen Berufsziele aber genau abwägen, ob die Promotion für die spätere Wunschposition Voraussetzung ist oder, ob man die Zeit nach dem Studienabschluss nutzt, um unmittelbar Berufserfahrung zu sammeln, die sich ebenfalls positiv auf Aufstiegschancen und die Gehaltsentwicklung auswirkt. Gegebenenfalls bietet sich auch eine Industriepromotion an, um die wissenschaftliche Qualifikationszeit mit erster praktischer Berufserfahrung in einem Unternehmen zu kombinieren.

von Carolin Heilig

Karriere BWL, Karriere und Wissenschaft