Exzellente Forschung und erstklassige Entrepreneursausbildung – Das Wissenschaftssystem der USA

Amerika – das Land der Träume und Hoffnungen. Wir alle haben uns doch irgendwie schon einmal gewünscht, Lunch in der Cafeteria eines Colleges zu essen oder das Football Team einer bekannten Uni auf dem Campus anzufeuern. Doch das Wissenschaftssystem der USA ist viel komplexer als Hot Dogs und Cheerleader.

Studieren in den USA – Für viele ein Traum
Studieren in den USA – Für viele ein Traum

US-amerikanische High Schooler:innen verbringen in der Regel vier Jahre im sekundären Bildungsbereich. Doch anders als in Deutschland, wo im Rahmen des Abiturs Kurse belegt werden, die für die Aufnahme eines spezifischen Studiums qualifizieren, die Allgemeine Hochschulreife eben, belegen Amerikaner:innen diese Pflichtfächer erst in den ersten ein bis zwei Jahren am College. Erst dann müssen sie sich entscheiden, was sie studieren wollen. „Das ist die Norm, man belegt reguläre High School-Kurse und dann geht man ans College, an die Universität, belegt da auch noch Pflichtkurse und belegt dann Kurse, die zum Studienabschluss führen“, erklärt Hanni Geist. Sie ist Senior Managerin in der Abteilung der University Relations des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in San Francisco. Seit 2013 ist sie im westlichen Teil der USA für Marketing und Outreach zuständig. Geist hat selbst einen Teil ihres Studiums in den USA verbracht und kann aus erster Hand berichten, warum das Land trotz seiner 387 Jahre jungen Hochschulgeschichte häufig als die führende Wissenschaftsnation der Welt angesehen wird: „Das liegt natürlich am Geld, das in die Wissenschaft fließt. Und an den Laboren und Hochschulen die dadurch hier existieren. Über Alumnigelder fließt ganz viel in die Hochschulen, sodass eben auch relevante Wissenschaft unterstützt werden kann. Traditionell sind die USA ein Einwanderungsland und die Hochschulen sind attraktiv für Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt.“

Der Weg ins US-amerikanische Wissenschaftssystem

Im Jahr 2022 investierten die USA laut dem DAAD-Datenblatt USA/Vereinigte Staaten 2022 4,96 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Bildung, wobei 3,45 Prozent für Forschungsausgaben zu verbuchen sind. Pro Student:in in der tertiären Bildung wurden 12.596 US-Dollar ausgegeben (DAAD-Datenblatt USA/Vereinigte Staaten 2022). Mit 4,8 Prozent (2016) wendet Deutschland weniger für Bildung auf. Der Ruf der führenden Wissenschaftsnation der Welt wird aber durch weitere Faktoren bedingt: Bereits Bachelorstudierende können hands-on Forschung betreiben. Der Weg dorthin mag allerdings erschwerlicher erscheinen, als er es in Deutschland an eine Universität ist. High School-Absolvent:innen bewerben sich durchaus für 20 bis 30 Hochschulen, für die sie sich in der Regel nach der Platzierung in Rankings der besten Hochschulen entscheiden. 2022 gab es in den USA ganze 4.726 tertiäre Bildungseinrichtungen, die infrage kamen.

Den Unterschied zwischen einem College und einer University kann man in etwa mit dem Unterschied zwischen einer deutschen Fachhochschule und einer deutschen Universität vergleichen. Die Durchschnittsnote aus der High School, die in etwa mit der Abiturnote bei uns zu vergleichen ist, wird um die Ergebnisse der SAT- (Scholastic Assessment Test) oder ACT-Tests (American College Test), sowie Empfehlungsschreiben, Essays und Nachweise freiwillig geleitsteter Arbeit ergänzt. Studienbewerber:innen bewerben sich nicht für ein konkretes Fach an einer konkreten Universität, sondern für die Universität generell und spezialisieren sich erst später. In Deutschland haben alle Kurse mehr oder weniger mit dem gewählten Studienfach zu tun. Amerikaner:innen hingegen können sich während des Bachelors noch umentscheiden. Vergangenes Jahr entschieden sich gemäß DAAD fast 19 Millionen generell für ein Studium.

Wissenschaftssystem in den USA – Bereits Bachelorstudierende in der Forschung

den USA forschen bereits Bachelorstudierende
In den USA forschen bereits Bachelorstudierende

Aufgrund der Pflichtfächer in den ersten ein bis zwei Jahren verbringen sie, etwas länger als in Deutschland, in der Regel vier bis fünf Jahre für ihren Bachelor auf dem Campus. Und das deutlich mehr auf Augenhöhe mit den Professor:innen. Das Verhältnis ist viel enger und persönlicher als in der deutschen Unihierarchie: „Junge Studierende sind viel mehr involviert in Forschung. Beispielsweise in den Naturwissenschaften gibt es Praktikant:innenstellen, sodass junge Studierende auf dem Bachelorlevel schon in Laboren forschen können“, erläutert Geist. Studierende und Professor:innen reichen gemeinsam Paper ein, Studierende unterstützen Professor:innen in ihrer Forschung. Es wird viel mehr zusammengearbeitet. „Wir sind als DAAD auf bestimmten Fachtagungen vertreten und da trifft man beispielsweise auch junge Studierende, die dann mit einer Unigruppe auf einer Konferenz sind, Poster erstellen und als Gruppe an bestimmten Sessions teilnehmen. Den Gedanken ‚Ich kann selbstständig forschen, ich kann Teil dieses Forschungssystems sein’ gibt es hier schon ab dem Bachelorlevel. In Deutschland ist das ja an vielen Unis noch so, dass man erst ab dem PhD-Level tatsächlich dann auch forscht und dann etwa auf der gleichen Ebene gesehen wird wie die Professor:innen.“ Am meisten Geld zur Verfügung für Forschung haben laut dem USA-Länderbericht 2022 des DAAD die Johns Hopkins University, die University of Michigan, die University of California, die University of Pennsylvania und die University of Washington.

Auf der anderen Seite bietet das deutsche System mehr Freiheiten. „Hier [in den USA – Anm. d. Red.] wird man doch sehr viel mehr an die Hand genommen. Das schätze ich am deutschen System, dass man als Erwachsener wahrgenommen wird. Aber da wiederrum geht das ins andere Extrem, dass man so selbstständig gesehen wird, dass man teilweise alleine gelassen wird“, wägt Hanni Geist ab. In den USA ist eine Betreuung durch Academic Advisors während des Studiums nicht unüblich.

Promotion in den USA: Direkt vom Bachelor zum PhD

Möchte man in den USA promovieren, gibt es über 400 Institutionen (Universities, keine Colleges), die diese Möglichkeit anbieten und Einiges zu beachten: „Der große Unterschied zu Deutschland ist, dass sich Studierende als Bachelorabsolvent:innen für PhDs bewerben“, vergleicht Geist. In den Sozial- und Geisteswissenschaften ist auch mal ein Master üblich, aber vor allem in den Naturwissenschaften folgt auf den Bachelor direkt die Promotion. Anwärter:innen erhalten nach erfolgreicher Absolvierung aller Kurse und Tests nach zwei Jahren einen Master in Passing. Das PhD-Programm dauert in etwa sechs Jahre. Promovierende belegen Kurse und müssen im Anschluss eine mündliche und eine schriftliche Prüfung ablegen. Danach geht es in die Forschungsphase, auch All but Dissertation (ABD) genannt, in der geforscht und die Arbeit geschrieben wird. Von seinen Erlebnissen in den USA im Rahmen seiner Promotion berichtet Julian Tobias Klar im Gespräch mit Hochschul-Job.

Finanzierung der Promotion als Teaching Assistant

Für die Finanzierung gibt es in den USA zwei Optionen: Wird man in ein PhD-Programm aufgenommen, kann dieses mit einer Finanzierung einhergehen, sodass Studiengebühren, Krankenversicherung und Lebenshaltungskosten übernommen werden. Die gängigere Variante aber ist das Unterrichten. Viele Promovierende arbeiten zeitgleich als wissenschaftliche Mitarbeiter:innen entweder in der Forschung oder unterrichten als Teaching Assistants.

Bachelorstudierende hingegen müssen Studiengebühren komplett selbst tragen, die in keinem Land so hoch scheinen wie in den USA. Die Tuition beträgt durchschnittlich zwischen 2.000 US-Dollar (Community College) und 50.000 US-Dollar (Spitzenhochschulen) pro Studienjahr. Wer es sich leisten kann, zahlt am Sarah Lawrence College in New York ganze 57.500 US-Dollar. Das sind 3.200 US-Dollar mehr als an der Columbia University und sogar 12.500 US-Dollar mehr als in Harvard. Dem DAAD zufolge betrug das Stiftungsvermögen (Endowments) aller US-amerikanischen Hochschulen im Jahr 2020 insgesamt 691 Milliarden US-Dollar.

Wer gut im Sport ist, hat die Chance auf ein Stipendium oder Scholarship
Wer gut im Sport ist, hat die Chance auf ein Stipendium oder Scholarship

Doch viele einheimische Studierende haben Glück: Die USA sind auch das Land der Stipendien und Scholarships. Wer gut im Sport ist, kann profitieren. Außerdem gibt es in den USA das sogenannte Pell Grant. Ähnlich wie beim BAföG in Deutschland werden Studierende abhängig vom Einkommen und der finanziellen Situation unterstützt. Laut der Education Data Initiative erhalten 34 Prozent der Bachelorstudierenden durchschnittlich 4.166 US-Dollar pro Jahr.

Internationale Studierende hingegen zahlen häufig den vollen Preis und garantieren damit vielen Hochschulen das Überleben. ‚Aber warum sind die Studiengebühren denn überhaupt so unglaublich hoch?’, fragt man sich. „Vor allem auch durch den, was in Deutschland gar nicht relevant ist, Hochschulsport. Football, Basketball und andere Sportarten werden über Studiengebühren finanziert. In Wissenschaft wird ganz viel finanziert. Letztendlich ist eine Uni, anders als in Deutschland, unterm Strich eine Firma, die Geld macht. Eine kommerzielle Institution“, ordnet Geist ein.

Hanni Geist, DAAD: „Teure Hochschulen sind durchaus hervorragend. Dennoch gibt es zahlreiche staatliche, sehr viel günstigere, Hochschulen, deren Studien- und Forschungsqualität ebenso exzellent ist.“

Es geht außerdem oftmals um den sogenannten Return of Investment. Diese immensen Summen werden von den Studierenden investiert in der Hoffnung auf einen entsprechenden Job, der die Unkosten wieder wettmacht. Aber in vielen Jobs, wie beispielsweise in der Forschung, verdient man eben kein sechsstelliges Gehalt und zahlt Jahrzehnte lang die Studiengebühren ab. „Es wird gerechtfertigt mit ‚Je teurer es ist, desto qualitativ hochwertiger ist es’. In bestimmten Fachbereichen und für bestimmte Positionen haben Spitzenunis einen hohen Stellenwert und öffnen Türen. Die sogenannten Ivy League Universities und andere hochrangige, oft sehr teure Hochschulen, sind durchaus hervorragend und stellen Studienabgänger:innen gut für ihre Zukunft auf. Dennoch gibt es zahlreiche staatliche, sehr viel günstigere, Hochschulen, deren Studien- und Forschungsqualität ebenso exzellent ist. Nur, weil man keine horrenden Studiengebühren bezahlt, bedeutet das nicht, dass man keine gute Ausbildung bekommt“, relativiert Geist.

Während Corona blieben die internationalen Studierenden aus und damit auch das Geld. Die, die trotzdem weiterstudierten, zahlten den vollen Preis, bekamen dafür aber nur, wie überall auf der Welt auch: Online-Unterricht. Das, was diese Universitäten so besonders macht – das Campusleben – blieb aus. „Elite-Hochschulen preisen die Hochschule an, weil sie diese Campuscommunity und Sportaktivitäten haben, die einen wirklich wichtigen Teil des Unilebens ausmachen. Und das brach weg. Und dann haben Studierende und deren Eltern natürlich gesagt ‚Warum bezahle ich so viel, wenn ich diese ganzen Angebote auf dem Campus nicht wahrnehme?’“, zeigt Hanni Geist auf, die dieses Campusgefühl selbst sehr geschätzt hat.

Die Hochschulen waren also einmal mehr denn je mit dem kontroversen Thema der exorbitanten Studiengebühren konfrontiert. Manche Einrichtungen entschieden sich für eine Senkung. Doch wer mithalten will im Club der Elitehochschulen, der muss sich anpassen. „Wenn eine relevante Hochschule mit dem Preis hochgeht, dann gehen die anderen natürlich auch hoch, um zu überleben.“ So besteht das Studieren an den Top-Ranked Universities nicht nur aus Glanz und Glamour.

Hohe Studiengebühren sind in den USA nicht unüblich
Hohe Studiengebühren sind in den USA nicht unüblich

Zu den ohnehin oft kaum bezahlbaren Studiengebühren kommen noch einige weitere Kosten. Jede Bewerbung an einer Hochschule, jeder SAT- und ACT-Test kostet Geld. Das amerikanische System baut stark auf Büchern auf, die laut Geist nicht wirklich gebraucht gekauft werden können, möchte man aktiv am Unterricht teilnehmen. Dazu die Lebenshaltungskosten. „Die sind in vielen Unistädten so horrend, dass teilweise Studierende obdachlos sind oder in Autos schlafen. Das ist die andere Seite“, resümiert Geist. Das ist allerdings das Extrem. Müssen es denn wirklich Harvard oder Stanford sein, oder tut es auch eine ‚Durchschnittshochschule’? „Das hängt davon ab, was man erreichen möchte und auch von den Fachbereichen. Wichtig ist auch nicht nur die Hochschule, sondern auch die Sororities und Fraternities [Studierendenverbindungen nach Geschlechtern getrennt – Anm. d. Red.], über die man wichtige Kontakte knüpft.“

Erfolgsgarantie Tenure Track?

Hat man all diese Hürden genommen und schließlich auch die Promotion geschafft, stellt sich die Frage: ‚Wie geht es weiter?’. Möchten Promovierte in der Wissenschaft bleiben, haben sie in den USA die Möglichkeit, den sogenannten Tenure Track zu verfolgen. Die Wissenschaftler:innen arbeiten dabei auf eine sichere Professur hin, die mittlerweile allerdings nicht mehr überall garantiert ist. Zudem geht dieses Ziel häufig mit vielen Überstunden und Überlastung einher. „Man muss forschen, man muss unterrichten, aber man muss sich auch an der Hochschule einbringen, sich freiwillig engagieren. Viele im Tenure Track sind komplett überarbeitet und überwältigt von der Rolle“, relativiert Hanni Geist den in Deutschland oft als Non plus ultra angesehenen Weg.

So sicher wie der Tenure Track sind in Amerika aber nicht alle Stellen in der Wissenschaft. Immer häufiger werden durch in Rente gehende Professor:innenstellen mit sogenannten Adjunct Professor:innen besetzt. Diese sind über Kurzzeitverträge angestellt, die etwa einmal im Jahr erneuert werden, eine geringere Entlohnung versprechen und keine Krankenversicherung beinhalten. Betroffen sind davon vor allem die Geisteswissenschaften. Trotzdem zieht es viele ins US-amerikanische Wissenschaftssystem. „Vor allem in den Natur- und Sozialwissenschaften bekommt man auch als Deutsche:r wirklich gut beispielsweise PhD-oder auch Post Doc-Positionen und dann auch langfristig ein Angebot“, motiviert Hanni Geist. Doch Corona hat auch hier seine Spuren hinterlassen: Seit 2020 gab es entsprechend dem Außenstellenbericht des DAAD 2021 rund 42 Prozent weniger deutsche Studierende an US-Hochschulen.

Zusammenarbeit zwischen Firmen und Hochschulen als Exzellenzfaktor

Nicht nur der Hochschulsport, das Campusleben und die Forschung lassen das Wissenschaftssystem in den USA exzellent wirken. Der Schlüssel scheint die Zusammenarbeit der Hochschulen mit Firmen zu sein. Das ist allerdings nicht zu vergleichen mit einem dualen Studium in Deutschland. Die typische Ausbildung, wie wir sie aus Deutschland kennen, gibt es in den USA gar nicht. Vor 20 bis 30 Jahren begannen High School-Absolvent:innen in bestimmten Industrien einfach in einem Betrieb zu arbeiten, was laut Geist schon in etwa einer Ausbildung geglichen habe, aber nicht so strukturiert gewesen sei. Mittlerweile ist das anders. „Hier muss jede:r, um überhaupt erfolgreich zu sein, einen Bachelorabschluss haben, teilweise sogar einen Masterabschluss“, zeigt sie auf. Darin wird investiert. Die Akademisierung zeigt sich auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Der Anteil der studierenden oder studierten Bevölkerung ist mit sechs Prozent doppelt so hoch wie in Deutschland.

Professor:innen beraten Studierende zum Thema Entrepreneurship und Gründen
Professor:innen beraten Studierende zum Thema Entrepreneurship und Gründen

Diese Entwicklung geht mittlerweile Hand in Hand mit Entrepreneurship und Gründen. „Es werden Kurse angeboten, wie man eine Firma gründet. Professor:innen, die selbst gegründet haben, bringen ihr Wissen darüber an die Hochschulen. Sie unterstützen Studierende dahingehend, selbstständig ihre Ideen zu entwickeln. Sie lernen, wie man Geld akquiriert, um zu gründen.“ Im Vergleich zu einem dualen Studium ist das aber Teil des Studiums und keine Ausbildung in einem Unternehmen. Ähnlichkeit zu einem dualen Studium bieten sogenannte Co-operative education-Programme. Das im Studium gelernte wird in begleitenden Praktika praktisch vertieft. Auf beiden Wegen haben Studierende während des Studiums quasi schon einen Fuß in der Tür des Unternehmens. Der Fokus liegt sehr auf dem Danach. ‚Wie kann ich mein Wissen weitertragen?’ Profit also auf beiden Seiten.

Deutsche Bildung kann man sich leisten

Durchschnittlich 66 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung absolvieren laut DAAD eine Ausbildung an einer Hochschule. In den vergangenen Jahren waren es allerdings merklich weniger. Die USA haben durch die Einreisebeschränkungen während der Trump-Administration und der Corona-Pandemie viele gute Wissenschaftler:innen an andere Länder, wie beispielsweise Kanada, verloren. Im Herbst 2020 waren die Einschreibezahlen internationaler Studierender um 43 Prozent, bei Community Colleges generell um 60 Prozent zurückgegangen. Seit 2019 haben die Hochschulen 6,6 Prozent an Studiengebühren eingebüßt. Doch die Elitehochschulen leiden kaum: „Die haben mittlerweile ihren Ruf und ihre Strukturen, sodass selbst eine Pandemie oder politische oder hochschulpolitische Auseinandersetzungen kaum Einfluss haben. Es wird weiterhin hochwertige Forschung betrieben“, erklärt Geist.

Trotzdem ist die Pandemie auch an ihnen nicht spurlos vorbeigegangen: „Es hat sich verändert, wie unterrichtet wird, wofür Hochschulen stehen und was Studierende eigentlich bekommen, wenn sie auf dem Campus sind. Langfristig verändert hat sich auch, dass Kurse auch online unterrichtet werden können.“

Ganz auf online werden Harvard und Co. aber vermutlich nie umstellen. Dafür sind die Studiengebühren, die ein aktives Campusleben einfordern, einfach zu hoch und Forschung im Labor dann doch einfacher und ertragreicher als aus dem Homeoffice. Alles in allem sind die USA nicht mehr so ganz das Ziel der ersten Wahl, wenn es heißt ‚Let’s study abroad’. Auch andere Länder bieten gute Bildung an. „Am deutschen System schätze ich sehr, dass man gut studieren kann, dass es qualitativ hochwertig ist und, dass man es sich aber auch leisten kann. Auch als Arbeiterkind“, zieht Hanni Geist Bilanz. Wohin die Reise des US-amerikanischen Wissenschaftssystems geht, werden die nächsten Jahre zeigen.

 

von Julia Brechtelsbauer

Karriere Allgemein, Karriere und Wissenschaft