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Ratgeber Medienwissenschaft – Mehr als irgendwas mit Medien

Frühmorgens die Tageszeitung auf dem Frühstückstisch, auf dem Weg zur Arbeit im Radio ein kurzes Nachrichten-Update zur vollen Stunde, abends um 20 Uhr die Tagesschau und vor dem Einschlafen noch ein paar Seiten im Lieblingsroman lesen – lange Zeit waren dies die bestimmenden Massenmedien, die darüber entschieden, worum sich die öffentliche Kommunikation drehte und was am Tag als wichtig erachtet wurde. Heute muss diese Auflistung natürlich um die digitalen Ausspielkanäle ergänzt werden. Für Medienwissenschaftler:innen, die sich früher hauptsächlich mit der wissenschaftlichen Untersuchung der klassischen Kanäle beschäftigten, gibt es demnach viel zu tun und zu untersuchen, denn das Medienangebote, die Arbeitsbedingungen, die Kommunikationsformen und die Wirkung auf das Publikum haben sich durch die Digitalisierung beträchtlich gewandelt.

Medienwissenschaftler:innen beschäftigen sich in ihrer Forschung nicht mehr ausschliedlich mit der Tageszeitung

Das Studium der Medienwissenschaft wird oftmals in Kombination mit dem Fach Kommunikationswissenschaft angeboten, um so zusätzlich zur Untersuchung der Medienangebote an sich, auch die Vermittlung der Inhalte erfassen zu können.

Promotion Medienwissenschaft – Befragung unter Doktorand:innen

Die Gesellschaft für Medienwissenschaft führte 2017 eine Befragung unter ihren Mitgliedern, die gerade an einer Promotion arbeiteten, durch. Im Folgenden sollen die Ergebnisse dieser Befragung, die einen Einblick in die Qualifikationszeit von 131 Doktorand:innen der Medienwissenschaft ermöglichen, zusammengefasst werden.

Die genutzten Finanzierungsformen sind vielfältig. So arbeiten 38% der Doktorand:innen in der Medienwissenschaft als wissenschaftliche Mitarbeiter:innen an einer Universität und 25% finanzieren sich über ein Stipendium. Die übrigen Doktorand:innen bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Lehraufträgen oder außeruniversitären Tätigkeiten. Einen Überblick über die gängigsten Finanzierungsformen für die Promotionszeit mitsamt ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen findest Du in einem Überblicksartikel auf unserer Webseite.

Es ist allgemein bekannt, dass die Qualifikationszeit von Doktorand:innen nicht durch Planungssicherheit besticht. Aufgrund der Regelungen des Wissenschaftszeitvertragsgesetztes, über das Du dich beispielsweise hier detaillierter informieren kannst, arbeiten wissenschaftliche Mitarbeiter:innen immer befristet. Die Befragung unter den Doktorand:innen der Medienwissenschaft zeigt dementsprechend, dass fast 50% zum Zeitpunkt der Befragung einen Vertrag mit weniger als einem Jahr Laufzeit haben. Zwei Drittel der Befragten arbeiten auf Basis eines Vertrags mit mehr als zwei Jahren Laufzeit.

Laut Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs (BuWin) 2021 beträgt die durchschnittliche Vertragslaufzeit von Promovierenden 22 Monate. Gleichzeit dauert die Promotion durchschnittlich 5,7 Jahre (ohne Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften), was verdeutlicht, wie realitätsfremd die Befristung der Arbeitsverträge für Promovierende ist.

Promotion Medienwissenschaft – „Eigentlich ist es schon ziemlich verrückt, ein perspektivisch so unsicheres Leben anzustreben …“

Darüber hinaus geben die Doktorand:innen der Medienwissenschaft an, dass ihnen weniger Zeit für die eigene Forschung zur Verfügung steht als eigentlich vertraglich vereinbart ist. Teilweise legen die Verträge auch gar keine gesicherten Zeitfenster für die eigene Qualifikationszeit fest, wodurch die Doktorand:innen einen ständigen Spagat zwischen der eigenen Forschungstätigkeit und den Aufgaben am Lehrstuhl stemmen müssen.

Die befragten Doktorand:innen geben an unter beträchtlichem Druck zu leiden. So müssen sie sehr viele Aufgaben bewältigen, was zu unbezahlten Überstunden und Wochenenddiensten führt. Zudem lasten die fehlenden Perspektiven nach der Dissertationszeit auf den Nachwuchswissenschaftler:innen der Medienwissenschaft. So äußert sich ein Befragte:r wie folgt: „Eigentlich ist es schon ziemlich verrückt, ein perspektivisch so unsicheres Leben anzustreben …“.

Besonders die Vereinbarkeit von Promotion, Familienplanung und Care-Arbeit stellt Doktorand:innen vor Herausforderungen. Die Ergebnisse der Umfrage unter den Nachwuchswissenschaftler:innen der Medienwissenschaft zeigen, dass die Vereinbarkeit von Dissertation und Familie kaum gegeben ist. Der Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2021 präzisiert zudem, dass Doktorand:innen seltener eine Familie gründen als altersgleiche Hochschulabsolvent:innen, die nicht im akademischen Betrieb tätig sind.

Karriere Medienwissenschaft – viele Möglichkeiten nach dem Studium

Eine Promotion in der Medienwissenschaft ist vor allem dann vorteilhaft, wenn man an einer akademischen Karriere interessiert ist oder wenn man eine Position mit Mitarbeiter:innenverantwortung in einem Unternehmen übernehmen möchte. Ansonsten sollte man die Zeit nach dem Studium eher nutzen, um unmittelbar praktische Erfahrung zu sammeln.

Das Studium der Medienwissenschaft bildet nicht für einen spezifischen Beruf aus, sondern legt beispielsweise den Grundstein für eine Karriere im Journalismus, in der PR, im Marketing, in der Meinungsforschung oder im Verlagswesen. Auch als Content Manager:innen in den sozialen Medien sind Medienwissenschaftler:innen gefragt. Für fast jedes Unternehmen ist es heutzutage unerlässlich in den sozialen Medien vertreten zu sein, was Medienwissenschaftler:innen viele Jobmöglichkeiten eröffnet.

Immer häufiger finden Medienwissenschaftler:innen Jobs im Bereich der sozialen Medien.

Wer im Journalismus Fuß fassen möchte, ist mit einem Studium der Medienwissenschaft aus theoretischer Sicht gut vorbereitet. Die praktischen Kompetenzen lassen sich anschließend beispielsweise im Rahmen eines Volontariats oder durch Praktika erwerben. Ähnlich gestaltet sich der Einstieg ins PR-Business. Auch hier kann man im Studium die Theorie erlernen und sollte sich durch Praktika oder ein Trainee-Programm die praktischen Fähigkeiten für den Berufsalltag aneignen.

Gehalt Medienwissenschaft – Das verdienen Medienwissenschaftler:innen

Stepstone gibt für Medienwissenschaftler:innen ein durchschnittliches Jahresgehalt von 41.100 EUR an. Da die Einsatzfelder für Medienwissenschaftler:innen sehr unterschiedlich sind, variiert auch das Gehalt entsprechend.

In den Public Relations, insbesondere bei einer Anstellung bei großen, international agierenden Unternehmen, sind Topgehälter zu erwarten. Der Gehaltsreport von Stepstone und gehalt.de gibt den jährlichen Durchschnittsverdienst in PR und Marketing mit 52.555 EUR an. Der Median liegt bei 45.760 EUR. Der Vergleich zwischen diesen beiden Werten zeigt, dass es durchaus einige Topverdiener:innen in der PR-Brache geben muss. Durch Berufserfahrung und die Größe des Unternehmens steigert sich das Gehalt. So liegt das Einstiegsgehalt in der PR- und Marketing Branche bei durchschnittlich 35.568 EUR pro Jahr, während nach elf bis 25 Jahren ein durchschnittliches Jahresgehalt von 62.400 EUR brutto möglich ist. Auch die Position im Unternehmen beeinflusst das Gehalt. PR-Berater:innen verdienen durchschnittlich 40.560 EUR brutto im Jahr. In der Position Head of Marketing ist ein Gehalt in Höhe von 81.120 EUR im Jahr möglich.

Gehalt Medienwissenschaft – Aussichten für Journalist:innen und Lektor:innen

Traditionell schlechter bezahlt sind häufig Journalist:innen. Stand 2017 konnten festangestellte Journalist:innen laut Lohnspiegel der Hans-Böckler-Stiftung mit einem Brutto-Jahresgehalt von 51.234 EUR rechnen. Die Gehälter variieren je nach Medienhaus, bei dem die Journalist:innen angestellt sind. So gab die ARD im Jahr 2017 eine Gehaltsspanne von 42.228 EUR bis 118.896 EUR Brutto-Jahresverdienst für festangestellte Redakteur:innen an.

Viele Journalist:innen arbeiten frei in der Branche. Das hat Vorteile für die räumliche Flexibilität und die eigenmächtige Auswahl von Themen und Auftraggeber:innen, allerdings fehlt dann die Sicherheit auf der Lohnabrechnung. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk arbeitet viel mit sogenannten ‚festen Freien‘. Das bedeutet, die Journalist:innen arbeiten offiziell freiberuflich, bekommen ihre Aufträge aber regelmäßig von einem öffentlich-rechtlichen Sender.

Das Portal freischreiber vergleicht anonyme Gehaltsangaben von freien Journalist:innen. Dies ergab für das Jahr 2020, dass freie Journalist:innen im Schnitt 22,73 EUR pro Stunde verdienen. Wobei ein Viertel der freien Lokaljournalist:innen lediglich zehn EUR die Stunde verdient. Und es geht sogar noch prekärer: 8% der freien Journalist:innen, die für eine überregionale Tageszeitung schreiben, verdienen weniger als fünf EUR die Stunde.

Eine Online-Umfrage des digital publishing report gibt Aufschluss über die Bezahlung im Verlagswesen. Die Zahlen basieren auf einer Erhebung aus dem Jahr 2018. Demnach verdienen fast 50% der Befragten im Verlagswesen weniger als 40.000 EUR brutto im Jahr. Die Arbeit bei Fachbuchverlagen wird besser entlohnt als die Arbeit in Publikumsverlagen. Besonders die Beschäftigungsfelder Lektorat, Herstellung und Marketing liegen in den unteren Gehaltsstufen. ITler:innen in Verlagshäusern, Führungspersonen sowie Mitarbeiter:innen im Vertrieb und in den social media Abteilungen verdienen tendenziell mehr.

von Carolin Heilig

Karriere Medienwissenschaften, Karriere und Wissenschaft