Duale-Promotion-Lehramt

Ratgeber Lehramt – Duale Promotion als Verbindung von Theorie und Praxis

Neun von 100 Studierenden entscheiden sich Lehrer:in zu werden. Laut dem Deutschen Schulportal der Robert Bosch Stiftung gehören Lehrkräfte zu den größten akademischen Berufsgruppen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen studierten im Wintersemester 2017/2018 von 768.840 Student:innen mehr als 65.000 junge Menschen Lehramt. Der Studiengang scheint also beliebt und Lehrer:innen dringend gesucht. Doch lohnt sich auch die Promotion in diesem Beruf?

Dieser Artikel informiert über die verschiedenen Wahlmöglichkeiten in der Lehrer:innenlaufbahn, die unterschiedlichen Herangehensweisen an eine Promotion und über die anschließenden Karriere- und Gehaltsaussichten.

Wer sich für ein Lehramtsstudium interessiert, muss sich zunächst einmal für eine Schulart entscheiden. Gewählt werden kann zwischen Grundschullehramt, Berufsschullehramt, Gymnasiallehramt, Mittelschul-, Realschul- und Sonderpädagogiklehramt. Laut der Kultusministerkonferenz entschieden sich im Jahr 2022 insgesamt 8.016 Studierende nach der ersten Lehramtsprüfung für den Weg in die Grundschule. Übertroffen wurde diese Zahl noch von den Gymnasiallehrer:innen: 11.121 Studierende wählten die höchste weiterführende Schulart.

Im Hinblick auf den Frauenanteil in Schulen dreht sich das Verhältnis allerdings um. In Schulkindergärten sind zu 93,1 Prozent weibliche Lehrkräfte zu finden. In Grundschulen stellen Frauen nach wie vor 88,5 Prozent dar. In Gymnasien hingegen machen sie nur noch einen Teil von 61,5 Prozent aus. Insgesamt jedoch überwiegt an allgemeinbildenden Schulen der Frauenanteil: Im Schuljahr 2021/2022 verzeichnete das Statistische Bundesamt 73,4 Prozent Frauen als Lehrerinnen.

Im Gegensatz zu anderen Studiengängen sollte bei Lehramt auch das Bundesland des Studienortes gut überlegt sein, denn es unterscheiden sich nicht nur Struktur und Inhalt, sondern auch der Abschluss nach Bundesland. So kann sowohl im Bachelor-/Mastersystem studiert, als auch das Staatsexamen geschrieben werden. Das anschließende Referendariat kann nichtsdestotrotz in jedem beliebigen Bundesland absolviert werden.

Fächer im Lehramtsstudium – Vielfältige Möglichkeiten

Hinsichtlich der Fächerwahl stehen Studierenden viele Fachbereiche offen. Belegt werden können beispielsweise Sport, Kunst, Englisch, Biologie, Mathematik, Geschichte, Deutsch, Sozialwissenschaften, Pädagogik, Chemie, Musik oder Physik. In der Regel spezialisieren sich angehende Lehrer:innen in zwei Fächern, die in Anbetracht der entsprechenden Schulform gewählt werden sollten. Für das Gymnasium muss ein Kernfach (bspw. Deutsch, Chemie, Englisch, Mathematik) mit einem weiteren Haupt- oder Nebenfach, das frei ausgesucht werden kann, kombiniert werden. Grundschullehrarmt setzt in der Regel Mathematik und Deutsch voraus, was um beispielsweise Sport, Religion oder Englisch ergänzt werden kann. Allerdings gibt es generell auch hier je nach Bundesland unterschiedliche vorgegebene Kombinationsmöglichkeiten.

Unabhängig von der bevorzugten Schulform unterteilt sich das Lehramtsstudium in Fach- und Bildungswissenschaften und in die Fachdidaktik. Die Fachwissenschaften konzentrieren sich auf den fachlichen Inhalt der gewählten Fächer. In den Bildungswissenschaften werden die Entwicklungspsychologie von Kindern und Jugendlichen und Lerntheorien und –prozesse vermittelt. Die Didaktik fokussiert sich darauf, wie Fachinhalte am besten beigebracht werden können.

Um das Gelernte möglichst schnell in die Praxis umsetzen zu können, sind Praktika Teil des Lehramtsstudiums. Bachelorstudiengänge schließen mit dem Bachelor of Education (B. Ed.) ab. Nach dem Master folgt das eineinhalb bis zweijährige Referendariat, bei dem Studierende beginnen, selbstständig Unterricht vorzubereiten und zu halten.

Promovieren als Lehrer:in – Eine gute Zusatzqualifikation

Wer sich als Lehrer:in für eine Promotion entscheidet, hebt sich durch diese Qualifikation durchaus von anderen ab. Lehramtsstudiengänge legen in der Regel den Fokus auf die Didaktik, die durch eine Doktorarbeit um wissenschaftliche Tiefe ergänzt werden kann. So können Erkenntnisse aus der Forschung in den Unterricht eingebracht werden.

Wer nach einem Lehramtsstudium nicht nur unterrichten möchte, hat die Möglichkeit, sich mit einer Promotion weiterzuqualifizieren
Wer nach einem Lehramtsstudium nicht nur unterrichten möchte, hat die Möglichkeit, sich mit einer Promotion weiterzuqualifizieren

Eine Promotion im Anschluss an das Studium liegt nahe, das wissenschaftliche Arbeiten ist noch präsent. Die Finanzierung hingegen muss hier genau überlegt sein, da in der Regel noch kein allzu gut gefülltes Konto vorhanden ist, auf das zurückgegriffen werden kann.

Genauso kann die Doktorarbeit aber auch nach dem Referendariat geschrieben werden. Hier sollte aber bedacht werden, dass sich vielleicht auch erst eine erste Praxisphase nach dem Referendariat lohnt. Findet man allerdings keine Stelle, kann die Dissertation eine gute Alternative sein.

Manche entscheiden sich auch für eine berufsbegleitende Promotion. Vorzüge davon sind, dass bereits eine gewisse Routine im Schulalltag und bessere Finanzierungsmöglichkeiten bestehen. Sie geht jedoch mit einer Doppelbelastung einher, die gut organisiert sein muss.

Wann auch immer die Doktorarbeit verfasst wird, empfiehlt es sich auf jeden Fall, für sich selbst den Grund der Promotion klar abgesteckt zu haben. Möchte ich ein bestimmtes Thema wissenschaftlich vertiefen? Möchte ich später einmal an der Universität arbeiten? Das Ziel das verfolgt wird, sollte von vornherein vor Augen sein. Diese Klarheit kann die Entscheidung für den richtigen Zeitpunkt vereinfachen.

Duale Promotion – Doktorarbeit und Referendariat

Um Theorie und Praxis von Anfang an direkt zu verbinden, bieten einige Universitäten eine ‚Duale Promotion’ an. Künftige Lehrer:innen absolvieren dabei neben der Promotion ihr Referendariat. An der Universität Bremen gibt es diese Möglichkeit seit 2017.

Teilnehmende konzentrieren sich zu Beginn erst einmal sieben Monate auf das Grundgerüst der Doktorarbeit. Es werden die Theorie, das Forschungsdesign und Forschungsfragen vorangebracht. Das Datenmaterial für die Promotion wird im anschließenden 18-monatigen Referendariat gesammelt. Hierauf folgt das zweite Staatsexamen, das im Anschluss für 23 Monate um die fachdidaktische Promotion ergänzt wird. Das Programm dauert insgesamt vier Jahre, kooperiert mit örtlichen Schulen und entlässt Anwärter:innen gleichzeitig mit einer Qualifizierung für eine wissenschaftliche Karriere, aber auch für eine Laufbahn als Lehrkraft in einer Schule.

Die Universität Bremen fokussiert sich dabei thematisch vor allem auf die Bereiche ‚Migration’, ‚Inklusion’, ‚Chancengleichheit’ und ‚Digitalisierung’ und dabei mitunter auf Themen wie ‚Digitale Bildung’ und ‚Lehren und Lernen in inklusiven Lernsettings’. Ziel ist es, basierend auf den Promotionen neue Konzepte für den Unterricht zu entwickeln.

Auch die kooperierenden Schulen ziehen einen Mehrwert aus dem Programm: Die angehenden Lehrer:innen können Schule bereits früh selbst mitgestalten, aufkommende Fragestellung können direkt in die Forschung miteinbezogen werden und die Lehrkräfte sind durch die Verzahnung von Theorie und Praxis bestens ausgebildet.

Wer sich noch nicht sicher ist, ob eine Dissertation der nächste Schritt sein soll, hat die Möglichkeit, an der Universität Köln eine von drei Forschungsklassen zu besuchen und sich mit dieser Art des wissenschaftlichen Arbeitens vertraut zu machen. In ‚Heterogenität & Inklusion’, ‚Sprache & Fach’ und ‚Lehr-Lernprozesse & MINT’ der Zukunftsstrategie Lehrer:innenbildung (ZuS) können Interessierte sich über die Zeit von zwei Semestern in der Erarbeitung eines eigenen Forschungsprojektes ausprobieren.

Karrierechancen im Lehramt – Vielseitiger als gedacht

Mit oder ohne Promotion verschlägt es angehende Lehrer:innen je nach Karriereplanung nach dem akademischen Lebensabschnitt eventuell noch einmal in ein anderes Bundesland. Manche bleiben auch der Heimat verbunden. Im Schuljahr 2021/2022 gab es in Nordrhein-Westfalen gemäß dem Statistischen Bundesamt 181.000 Lehrkräfte, gefolgt von Bayern mit 123.098 und Baden-Württemberg mit 114.631 Lehrer:innen. Bremen verzeichnete mit 7.098 die wenigsten Lehrkräfte.

Die Promotion eröffnet neue Karrierechancen für Lehrer:innen
Die Promotion eröffnet neue Karrierechancen für Lehrer:innen

Für angehende Lehrer:innen ist der künftige Weg eigentlich vorgegeben: Unterrichten an einer Schule. Eine Promotion jedoch eröffnet weitere Optionen. Eine Karriere in der Wissenschaft, beispielsweise in der Forschung und Lehre der Universität, ist möglich. Je nach Entscheidung ist ein unterschiedlicher Verdienst zu erwarten.

Gehalt als Lehrer:in – Viele Verdienstmöglichkeiten

Lehrkräfte erhalten entweder ein Gehalt oder eine Besoldung. Zweites ist der Fall, wenn der/die Lehrer:in verbeamtet ist. Beamte werden „für die Wahrnehmung eines Amtes alimentiert“ (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft). Sie werden also rechtlich nicht für ihre Arbeit vergütet, sondern nehmen eine Unterhaltszahlung in Anspruch, die im Monat durchschnittlich 500 EUR höher ist als das Gehalt von nicht verbeamteten Lehrkräften. Darüber hinaus ist ein Job auf Lebenszeit sicher. Privatrechtlich angestellte Lehrer:innen werden nach Tarifvertrag bezahlt.

Im Durchschnitt verdienen Lehrkräfte nach dem Gehaltsvergleichsportal Kununu 43.460 EUR bis 52.420 EUR brutto im Jahr. Teilweise kann das Gehalt sogar auf bis zu 79.300 EUR brutto klettern.

Es gibt allerdings einige Kriterien, die über den tatsächlichen Verdienst entscheiden: das Bundesland, die Beschäftigungsart, die Besoldungsgruppe, der geltende Tarifvertrag, die Schulform, sowie die Berufserfahrung. Außerdem unterscheidet sich das Gehalt je nach Besoldungsgruppe und Erfahrungsstufe.

Grundschullehrer:innen (Besoldungsgruppe A 12 und A 13) können laut Academics mit 3.600 EUR bis 6.000 EUR brutto im Monat rechnen. Mittel- und Realschul-, sowie Gymnasiallehrer:innen fallen unter die Besoldungsgruppe A 13 und bekommen monatlich etwa 4.000 EUR bis 6.000 EUR brutto. Zur Besoldungsgruppe A 14 gehören Oberstudienrät:innen, die Kununu zufolge im Schnitt 5.841 EUR brutto pro Monat erhalten. Studiendirektor:innen sind der Besoldungsgruppe A 15 zuzuordnen und werden monatlich im Schnitt mit 6.594 EUR brutto vergütet. Wer eine Schule leitet, darf sich im Monat über durchschnittlich 7.343 EUR brutto freuen.

Referendar:innen werden im Schnitt mit 1.100 EUR bis 1.300 EUR brutto bezahlt. Der Verdienst nimmt von Jahr zu Jahr zu. Bei mehr als zehn Jahren Berufserfahrung kommen dann auch schon mal bis zu 79.300 EUR brutto pro Jahr zusammen. Bei Teilzeit wird die Bezahlung im Allgemeinen proportional an die Stundenanzahl angepasst.

Unter den verschiedenen Bundesländern schneidet Bayern am besten ab: Hier verdienen Lehrer:innen nach dem zweiten Staatsexamen laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) 4.312,89 EUR (A 12) bis 5.139,28 EUR (A 13) brutto pro Monat. Nicht ganz so lukrativ sieht es demnach im Südwesten Deutschlands aus: Im Saarland stehen gemäß der GEW 3.664,48 EUR (A 12) bis 4.394,78 EUR (A 13), in Rheinland-Pfalz 3.773,05 EUR (A 12) bis 4.325,21 EUR (A 13) monatlich in der Entgelttabelle. Ein Wechsel der Beschäftigung zwischen den einzelnen Bundesländern ist dank eines Beschlusses der Kultusministerkonferenz mittlerweile einfacher möglich.

Entscheidet man sich für eine Karriere in der Wissenschaft, ist Academics nach als wissenschaftliche Mitarbeiter:in ein Einstiegsgehalt von 4.188,38 EUR (E13) bis 5.017,31 EUR (E15) brutto pro Monat zu erwarten. Nach drei Jahren steigt das Einkommen auf 4.748,54 EUR (E13) bis 5.593,59 EUR (E15) brutto monatlich. Mit Erfahrungsstufe 5 beläuft sich der Verdienst nach zehn Jahren auf 6.037,38 EUR (E13) bis 6.837,15 EUR brutto im Monat. Knackt man die 15 Jahre Berufserfahrung als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in an einer Universität oder Hochschule, winken monatlich 6.037,38 EUR (E13) bis 7.042,26 EUR (E15) brutto.

Das Gehalt einer Lehrkraft ist abhängig von vielen verschiedenen Faktoren
Das Gehalt einer Lehrkraft ist abhängig von vielen verschiedenen Faktoren

(Junior-)Professor:innen erhalten Grundgehalt, Familienzulage und zusätzliche Leistungsbezüge. Juniorprofessor:innen verdienen damit nach Besoldungsstufe W1 circa 4.600 EUR bis 5.500 EUR brutto pro Monat. Professor:innen lassen sich W2 und W3 zuordnen und erhalten dementsprechend monatlich 5.900 EUR bis 8.000 EUR brutto.

Auch diese Gehälter unterscheiden sich allerdings je nach Bundesland. Juniorprofessor:innen kommen gemäß Academics in Bremen mit durchschnittlich 5.515,31 EUR brutto im Monat am schlechtesten weg. Baden-Württemberg ist mit 6.862,62 EUR brutto pro Monat am lukrativsten. Bei Professor:innen verteilt es sich ähnlich: In Hessen können monatlich ab 6.483,23 EUR brutto, in Bremen 6.668,57 EUR brutto erwartet werden. Baden-Württemberg bildet auch hier mit 7.790, 37 EUR brutto die Spitze.

Von Julia Brechtelsbauer

Karriere Lehramt, Karriere und Wissenschaft