Übersicht wissenschaftlicher Titel

Doktor, Diplom und Magister – Eine Übersicht wissenschaftlicher Titel

Dr. rer. nat., Dr. Ing. oder klassisch Dr. med. – Was verbirgt sich eigentlich hinter den wissenschaftlichen Titeln und was konkret ist der Unterschied? Eine Übersicht über akademische Abschlüsse.

„Akademische Grade werden in Deutschland nach einem abgeschlossenen Hochschulstudium in Zusammenhang mit einer besonderen wissenschaftlichen Leistung durch Aushändigung einer Urkunde verliehen“ (Protokoll Inland der Bundesregierung). Das (Fach-)Abitur berechtigt in Deutschland zur Aufnahme eines Hochschulstudiums. Der erste berufsqualifizierende Abschluss ist der in der Regel, wenn in Vollzeit studiert, der sechssemestrige Bachelor. Dieser kann aber auch in Teilzeit, als Fern- oder als duales Studium absolviert werden.

2021 standen dafür in Deutschland laut dem Statistischen Bundesamt insgesamt 418 Hochschulen zur Wahl. Darunter fallen 106 Universitäten, sechs pädagogische Hochschulen, 16 theologische Hochschulen, 52 Kunsthochschulen, 208 Fachhochschulen und 30 Verwaltungsfachhochschulen. Universitäten sind eher theorie- und forschungsversiert, Hochschulen legen mehr Wert auf Praxisbezug.

Je nach Fachrichtung wird das Grundstudium mit unterschiedlichen Bachelorgraden abgeschlossen. Am bekanntesten ist vermutlich der Bachelor of Arts (B.A.). Er wird verliehen für ein bestandenes Studium in den Gesellschafts-, Sozial-, Sprach-, Kultur- und Wirtschaftswissenschaften. Künstlerischere Studiengänge wie Malerei, Bildhauerei oder Medienkunst schließen mit einem Bachelor of Fine Arts (B.F.A.), musische Fächer mit dem Bachelor of Music (B.Mus.) ab. Die Musikwissenschaften verleihen den Bachelor of Musician Arts (B.M.A.).

Absolvent:innen eines BWL-Studiums (Betriebswirtschaftslehre) erhalten den Titel Bachelor of Business Administration(B.B.A.). Dieser wird in der Regel vor allem im angloamerikanischen Raum übergeben, kann aber in Deutschland in Kombination mit einem Bachelor of Arts (B.A.) erzielt werden, wobei der B.B.A. von einer ausländischen Hochschule verliehen wird. Angehende Lehrer:innen können einen Bachelor of Education (B.Ed.) mit anschließendem erfolgreichen Masterstudium oder ein bestandenes Staatsexamen, sowie Referendariat vorweisen. Die Art der Ausbildung wird jeweils von den Bundesländern festgelegt.

Studierende der Elektrotechnik, Umwelttechnik und des Bauingenieurwesens haben einen Bachelor of Engineering(B.Eng.) auf ihrer Urkunde stehen. Ausgebildete Jurist:innen tragen den Titel Bachelor of Laws (LL.B. = legum bakkalaureus). Staatsexamen und Referendariat befähigen sie zur Tätigkeit als Rechtsanwalt, Richter oder Notar. Der wohl zweitbekannteste Abschluss ist der Bachelor of Science (B.Sc.). Ihn erhalten Studierende der Natur-, Human-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften.

Ein bestandener Bachelor befähigt zum Fortführen einer wissenschaftlichen Ausbildung in Form eines in der Regel, wenn in Vollzeit studiert, viersemestrigen Masterstudiums. Auch hier werden je nach Fachrichtung der Master of Arts (M.A.), der Master of Business Administration (MBA), der Master of Education (M.Ed.), der Master of Engineering (M.Eng.), der Master of Fine Arts (M.F.A.), der Master of Laws (LL.M.), der Master of Music (M.Mus.) oder der Master of Science(M.Sc.) verliehen.

Karriere in der Wissenschaft – Mit der Promotion zum Doktortitel

Wer sich nach erfolgreichem Abschluss des Masterstudiums gegen einen Berufsstart in der freien Wirtschaft entscheidet, hat die Möglichkeit, eine Promotion anzuschließen.

Gemäß dem Statistischen Bundesamt wurden im Jahr 2021 in Deutschland insgesamt 517.944 akademische Abschlussprüfungen bestanden. 28.153 davon bekamen einen Doktortitel verliehen. Mit 15.226 vollendeten Promotionen waren in diesem Jahr mehr Männer als Frauen (12.927) in der Forschung vertreten. Generell trägt laut dem Mikrozensus etwas mehr als ein Prozent der Bevölkerung einen Doktortitel und hat damit einen relevanten Teil zur Wissenschaft beigetragen.

Doktortitel gibt es viele – Doch was bedeuten sie?
Doktortitel gibt es viele – Doch was bedeuten sie?

Die Promotion ist vor allem in den Naturwissenschaften beliebt: 2021 schrieben 7.896 Doktorand:innen eine Dissertation in diesem Bereich, davon 3.258 Frauen. Mit Dr. rer. nat. (rerum naturalium) bezeichnen dürfen sich alle, die ihre Abschlussprüfung generell in einem naturwissenschaftlichen Fach abgelegt haben. Darunter fallen die Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Informatik, Statistik, Geografie, Pharmazie und die Psychologie. Allen voran legen Biolog:innen am häufigsten eine Dissertation vor.

Der Titel, der am meisten bekannt sein dürfte, ist der Doktor der Medizin (kurz: Dr. med., steht für medicinae), der im Jahr 2021 ganze 7.514 Mal ausgerufen wurde und nach wie vor der Doktorgrad ist, der am häufigsten verliehen wird. Etwas spezieller sind Dr. med. dent. und Dr. med. vet., die von Zahn-, beziehungsweise Tierärzt:innen getragen werden. Wer seine Dissertation im Gebiet der Humanbiologie verfasst hat, bekommt im Anschluss den Titel Dr. rer. biol. hum.verliehen.

In den Gesundheitswissenschaften wurde der Doktortitel im Jahr 2021 an mehr Frauen (124) als Männer (64) vergeben. Dieser Teilbereich der Medizin erfährt noch etwas zurückhaltendes Interesse, wird aber immer relevanter. Bei Interesse an einer Promotion in den Gesundheitswissenschaften, gibt es hier alle wichtigen Informationen rund um die besten Universitäten und das Gehalt als Gesundheitswissenschaftler:in.

Die Geisteswissenschaften sind mit 1.775 Männern und 984 Frauen, die im Jahr 2021 promovierten, im Hinblick auf abgeschlossene Dissertationen hinter den Naturwissenschaften zu finden. Absolvent:innen haben den Dr. phil.(philosophiae) inne. Darunter zu verzeichnen sind Sprachwissenschaften, Geschichte, Soziologie, Politikwissenschaften, Pädagogik und teilweise die Psychologie. Gegebenenfalls wird der Titel noch je nach Disziplin spezifiziert: Erziehungswissenschafler:innen dürfen sich Dr. paed. nennen, Sozialwissenschafler:innen haben Dr. sc. soc. (scientiae socialis) auf ihrer Promotionsurkunde stehen.

Die Politik-, Sozial-, Staats- und ein Teil der Wirtschaftswissenschaften rühmen sich mit dem Grad Dr. rer. pol. (rerum politicarum). Dem anderen Teil der Wirtschaftswissenschaften, sowie den Verwaltungswissenschaften wird der Dr. oec.(oeconomiae) zugeordnet. Wer in der Volkswirtschaft promoviert, erhält den Zusatz Dr. oec. pub. (oeconomiae publicae). Die Rechtwissenschaften verleihen den Dr. iur.. Angehende Ingenieurwissenschaftler:innen sind mit einem Dr. ing.(Ingenieur) international sehr angesehen.

Von Diplom und Magister zu Bachelor, Master und Doktor

Ein Doktortitel muss nicht zwangsweise mit einer Promotion einhergehen. Der Dr. h. c. (honoris causa) wird für besondere Leistungen verliehen. Trägt eine Person mehrere Doktortitel, können diese zu Dr. mult. (multiplex) zusammengefasst werden. Manche Universitäten vergeben nach erfolgreicher Promotion bis zur Veröffentlichung der Doktorarbeit den vorläufigen Dr. des. (designatus). Doktorand:innen werden mit Drs. (doctorandus) bezeichnet. Personen, die lediglich eine Lehrbefähigung erlangt haben, werden mit Dr. habil. angesprochen.

Der Titel Ph.D. (Philosophical Doctorate) wird in englischsprachigen Ländern vergeben und ist in etwa mit dem deutschen Doktorgrad zu vergleichen. Er ist allerdings nicht so stark an Doktorvater oder Doktormutter und den entsprechenden Lehrstuhl gebunden. Der Ph.D. kann in allen Fachbereichen erlangt werden und bezieht sich nicht nur, wie aufgrund des Namens eventuell fälschlicherweise annehmbar, auf die philosophischen Fächer.

Allen gemein ist eine vorangegangene erfolgreiche Promotion. Die einzelnen Bezeichnungen unterscheiden sich nur nach den Fächern, in denen eine Dissertation geschrieben wurde. Da eine Promotion grundsätzlich in jedem wissenschaftlichen Fachbereich an einer Universität möglich ist, gibt es auch entsprechend viele Doktortitel.

Die Stadt Bologna – Die Geburtsstätte des Doktortitels
Die Stadt Bologna – Die Geburtsstätte des Doktortitels

Das Bachelor-Master-Promotions-System wurde 1999 mit dem Bologna-Prozess fast europaweit eingeführt. Davor schlossen Studierende ihr Studium mit einem Diplom oder einem Magister ab. Das Diplom wird heute noch vereinzelt in vor allem technischen und naturwissenschaftlichen Fächern vergeben. Der Magister bezog sich hauptsächlich auf geisteswissenschaftliche und künstlerische Fächer und wird mit M.A. (magister artium/magistra artium) abgekürzt.

Nicht nur in Fachbereichen wie Lehramt und Jura schreiben Studierende ein Staatsexamen, sondern auch in der Medizin. Hier führt statt der Hochschule der Staat die Abschlussprüfung durch. Nach dem ersten Staatsexamen folgt in der Medizin das praktische Jahr (PJ), woran das zweite Staatsexamen anschließt.

Wer nach einer erfolgreichen Promotion in der Wissenschaft bleiben möchte, kann den Weg zum/zur Professor:in weiterverfolgen. Dafür bewerben sich Doktor:innen auf Dozent:innenstellen an Universitäten. Dort wird neben der Forschungs- und Veröffentlichungstätigkeit an der Habilitation gearbeitet. Wird diese letzte akademische Prüfung bestanden, winkt eine Professur, die in der Regel mit einer Lehrerlaubnis einhergeht. Um offiziell Professor:in zu werden, fehlt noch die Bewerbung auf eine Professur. Bei erfolgreichem Berufungsverfahren folgt auf die Probevorlesung letztendlich der Ruf auf die Professur, sodass der/die Professor:in nun forschen und lehren darf. Fehlt die Habilitation noch, können Anwärter:innen trotzdem bereits als Juniorprofessor:innen tätig sein.

Gehalt in den Wissenschaften

Ein höherer Abschluss bietet, wie auch in der freien Wirtschaft, in der Wissenschaft ein höheres Gehalt. Juniorprofessor:innen können im Rahmen der W1-Besoldung bereits mit etwa 54.000 EUR bis 63.000 EUR brutto pro Jahr rechnen. Professor:innen in der W2- und W3-Kategorie verdienen jährlich circa 68.400 EUR bis 96.000 EUR brutto.

Gesundheitswissenschaftler:innen, die sich für die freie Wirtschaft entscheiden, können mit etwa 45.445 EUR bis 59.736 EUR brutto im Jahr planen. In der Biochemie gibt die Hans-Böckler-Stiftung ein durchschnittliches Jahresgehalt von 46.519 EUR brutto an. Die Biowissenschaften sind nach einer Promotion mit 42.000 EUR bis 48.000 EUR brutto im Jahr zu verbuchen. Physiker:innen können das mit im Schnitt 52.968 EUR brutto pro Jahr noch einmal überbieten.

Unter den Geisteswissenschaften sind Geschichtswissenschaftler:innen eher die Geringverdiener:innen. Das Jahresgehalt liegt bei circa 39.000 EUR brutto. Medienwissenschaftler:innen können sich auf ein durchschnittliches Bruttojahresgehalt von 41.100 EUR einstellen. Evangelische Theolog:innen erhalten bei einer Anstellung bei der Kirche laut EKD nur etwa 21.600 EUR und 30.000 EUR brutto pro Jahr.

Informatiker:innen hingegen können sich freuen: Im Dezember sind auf dem Konto ganze 61.665 EUR brutto zusammengekommen. Absolvent:innen eines Bachelors of Engineering verdienen als Elektrotechniker:innen laut ingenieur.de im Schnitt 49.200 EUR brutto, im Bauingenieurwesen können sie mit circa 43.777 EUR bis 51.840 EUR brutto rechnen. Top-Verdiener:innen in der Branche sind allerdings die Kolleg:innen im Maschinenbau: Sie verzeichnen ein durchschnittliches Brutto-Jahresgehalt von 62.934 EUR. Nicht ganz so sportlich unterwegs hinsichtlich ihres Gehalts sind Sportwissenschaftler:innen mit im Schnitt 35.400 EUR brutto pro Jahr.

Von Julia Brechtelsbauer

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